Sozialpraktikum der Gymnasiasten

(mma) „Eine tolle Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen würde“, „eine wichtige, interessante und gute Erfahrung“, „Behinderte können oft viel mehr als man denkt“, „Behinderte und alte Menschen sind ja ganz normal“, „helfen macht richtig Spaß“ oder „die Tage waren sehr lehrreich für mich“ - meist beeindruckt von den Leistungen des Pflegepersonals, oft ernst und manchmal auch gewitzt fielen die Antworten der Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse des Gymnasiums Eschenbach aus, welche in diesem Schuljahr an einem Sozialpraktikum teilgenommen hatten.

So weit möglich waren alle ortsnah eingesetzt worden und alle traten  auch ihren Dienst in verschiedenen  Krankenhäusern, privaten und öffentlichen Altersheimen, in Behinderten- und Demenzeinrichtungen oder ambulanten Pflegediensten in Auerbach, Michelfeld, Grafenwöhr, Hammergmünd, Neustadt am Kulm, Pressath, Kemnath, Eschenbach und Umgebung an.

Für diese wichtigen Erfahrungen gab es unterrichtsfrei für eineinhalb Schultage, nämlich Donnerstagnachmittag und Freitag. Aber von den Schülerinnen und Schüler wurde zusätzliches Engagement am Freitagnachmittag und an einem weiteren Tag, meist dem folgenden Samstag erwartet. Alle ohne Ausnahme waren auch dazu bereit und Fehlzeiten durch eine plötzliche Erkrankung wurden vor- oder nachgearbeitet.

Dieses „Compassionsprojekt“, das von allen Religions- und Ethiklehrern mit getragenen wird, geht am Gymnasium Eschenbach auf eine Anregung des Lehrers für katholische Religion, Markus Brandl zurück. Dabei bezieht sich dieser explizit auf den Theologen Johann Baptist Metz, welcher postulierte: „Wenn das Christentum weltweit für die Menschen bedeutsam sein will, wenn der christliche Gott der Gott aller Menschen sein können soll, dann gibt es nur einen Weg zu diesem Ziel – und der heißt Compassion, also gesteigerte Empfindlichkeit für fremdes Leid.“ In Anlehnung an Fjodor Dostojewski bedeute dies: „Es gibt kein Leid, das uns nichts angeht!“

Die oft sehr persönlichen Erfahrungen der im Durchschnitt 15 bis 16 jährigen waren fast durchwegs positiv. Manche berichteten sogar von einer grundlegenden Änderung ihrer Meinung in Bezug auf Altersheime und den Umgang mit Alten und leidenden Menschen. Ihre Sicht sei nun primär positiv, da sie persönlich erlebt hatten, dass man überall „mit Würde und Respekt“ behandelt werde und nicht selten herzliche Dankbarkeit von Seiten der Patienten zurückkäme. „Ich freu mich so, dass diese sich so freuen!“, hörten die Lehrkräfte immer wieder bei ihren Besuchen in den Einrichtungen von strahlenden Schülern. So spürten wohl alle, dass „geschenkte Freude tatsächlich doppelte Freude ist“.

Wiederholt berichteten die jungen Leute auch, dass sie durch den Umgang mit Leid, Krankheit und Trauer noch mehr Dankbarkeit für das eigene Wohlergehen empfänden. Auffällig war zudem, dass die Gymnasiasten dem Pflegepersonal höchstes Lob und Anerkennung für deren Arbeit zollten. Sie seien richtiggehend begeistert gewesen, mit wie viel Hingabe und Liebe überall gearbeitet würde. Einige Schüler bekundeten bei der abschließenden Besprechung in der Klasse, dass sie sich selber in dieser Zeit entdeckt hätten und nun auch schon eher wüssten, was sie einmal nicht machen wollten.

Manch ein Schüler meinte aber gar, dass er sich wohl und „am rechten Platz“ bei der Arbeit gefühlt habe, er gerne noch ein weiteres Praktikum dort machen wolle und eine Tätigkeit in diesem Bereich für ihn durchaus in Frage käme.

Die Lehrkräfte Markus Brandl und Marianne Moosburger bedankten sich abschließend persönlich und herzlich bei den Einrichtungen, welche die die Praktikumsplätze bereitgestellt hatten und die Jugendlichen betreut hatten.

Dazu Bilder:

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  • Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Eschenbach in ihrer „Dienstkleidung“ während des Sozialpraktikums.
  • Schüler, Pflegepersonal und Patienten verstanden sich oft auch ohne viele Worte.