Impressionen von einer Reise in den Frühling

Ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., machten sich 32 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9.Klassen
am frühen Abend in Begleitung von Frau Zaus und Herrn Arzberger auf den langen Weg zu unserer Partnerschule nach Nérac im Département Lot-et-Garonne im Südwesten Frankreichs.

Gute 1500 km galt es zu bewältigen, die uns – Schneetreiben und überzuckerte Vulkankegel im Zentralmassiv zeigten es überdeutlich – auch durch rauere Landstriche führten. Aber als die Fahrt hinunter ins Tal der Garonne ging, vermittelten blühende Mimosen und Schlehensträucher einen ersten Eindruck davon, dass wir nun tatsächlich in südlichere Gefilde vordrangen. Gegen ein Uhr mittags rollte unser Bus auf den Parkplatz des Collège Henri de Navarre, wo uns die französischen Austauschschüler mit ihren Familien schon ungeduldig erwarteten. Die Verteilung auf die Gastfamilien ging zügig vor sich, und unsere Schüler starteten in ein Wochenende, das ihnen die erste Gelegenheit bot, zusammen mit ihren Gasteltern, ihren Austauschpartnern und oft auch deren Geschwistern die Stadt und die Gegend zu erkunden und die französische Gastfreundschaft kennen zu lernen, die sich nicht selten auch in einem äußerst üppigen Mittagessen manifestierte.

Am Montagmorgen trafen sich alle im Pausenhof der Schule, wo sie ihre Erfahrungen und Wochenenderlebnisse austauschten, ehe die Gruppe von der Schulleitung des Lycée George Sand / Collège Henri de Navarre und vom Eschenbacher Schulleiter Dr. Thielsen begrüßt wurde, der den Austausch zu einem Kurzbesuch in Nérac nützte. Nach einer Führung durch die Schule und ersten Einblicken in den französischen Schulalltag, zu denen auch die Verpflegung in der Schulkantine gehörte, stand am Nachmittag eine Fahrt zur Abbaye de Flaran auf dem Programm. Im Rahmen eines überdimensionalen Cluedo-Spiels, in dem es einen Mordfall zu lösen galt (Dass das Verbrechen auch vor dem klerikalen Milieu nicht Halt macht, kann spätestens seit Umberto Eco selbst katholische Oberpfälzer nicht mehr erschüttern!), konnten die Schüler die mittelalterliche Klosteranlage und die von den Mönchen seinerzeit gemeinschaftlich genutzten Räume erkunden. Die Interessierten hatten anschließend noch Gelegenheit, die Gemäldeausstellung des Klosters zu besuchen, die durchaus mit Werken namhafter Künstler aufwarten kann.

Am Dienstag, der „Journée aux accents du Sud-Ouest“, war jede Menge Lokalkolorit angesagt. Nach der Besichtigung der Festungsmühle von Barbaste und der Bastide von Vianne, einer von Wehrmauern umgebenen Dorfanlage aus dem Hundertjährigen Krieg, ging es zur Winzergenossenschaft von Buzet, einem Weinbaugebiet, das trotz der räumlichen Nähe zu dem Weltruhm genießenden Bordeaux zunehmend an Profil gewinnt. Julien Prohon, der Sohn unserer französischen Kollegin und Sommelier in Buzet, bot der Gruppe eine interessante Führung, die den Weg der Trauben über die Kelterei, den Gärkeller, die Abfüllanlage bis zu Verpackung und Versand veranschaulichte. Nach einem Picknick am Canal du Midi fuhren wir weiter nach Agen, einer Stadt, die wie kaum eine andere einlädt, dem Nationalsport des Südwestens zu huldigen: Rugby! Auf Vermittlung von Herrn Laplagne, Deutschlehrer in Nérac, öffnete uns der SUA Agen, mehrfacher französischer Rugby-Meister und derzeit in der zweiten Liga spielend, seine Pforten und gab uns die Gelegenheit, das Stadion und die Mannschaftsräume des Vereins zu besichtigen. Das „Highlight“ war für viele, dass sich die Rugby-Stars die Zeit nahmen, für die Schüler Plakate mit dem Mannschaftsfoto zu signieren, die der Verein als Souvenir zur Verfügung gestellt hatte. Anschließend durften sich die Eschenbacher auf einem Trainingsplatz selbst als Rugbyspieler versuchen und übten unter der Anleitung eines Jugendtrainers das Passspiel mit dem ungewohnten „Ei“.

Der Mittwoch führte uns zusammen mit den französischen Austauschpartnern nach Bordeaux. Nach einer Führung durch die Altstadt besuchten wir die Ausstellung „Weltkulturerbe Bordeaux“, die vor allem einen Eindruck von der baulichen Entwicklung und Veränderung der Stadt im Laufe ihrer Geschichte vermittelte. Am Nachmittag hatten die Teilnehmer noch etwas Zeit, um die Fußgängerzone rund um die Rue Sainte-Catherine auf eigene Faust unsicher zu machen.   

Der Donnerstag begann mit einer Stunde Unterricht, ehe die Eschenbacher Schüler zur Stadtrallye aufbrachen, um mit Fragebogen und gespitzten Bleistiften auf den Spuren des Namenspatrons unserer Partnerschule, Heinrichs von Navarra, und der Renaissance zu wandeln. Am Nachmittag fuhren wir noch einmal nach Agen, diesmal allerdings nicht zum Rugbyspielen, sondern zu einer kurzen Erkundung der Altstadt und zu einem anschließenden Bummel durch die Fußgängerzone. Den herrlichen Sonnenschein und Temperaturen von 20° nutzten viele zu einem gemütlichen Ausklang in einem Straßencafé.

Und dann – wie schnell so eine Woche doch vergehen kann! – war schon Freitag, der letzte Tag unseres Aufenthalts. Die ersten Vormittagsstunden waren wieder dem Unterricht vorbehalten, dann folgte noch ein offizieller Termin: um 11 Uhr wurden wir im Rathaussaal der Stadt vom Bürgermeister begrüßt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die von den Eschenbacher Schülern gekürten Sieger eines Zeichen- und Modellbauwettbewerbs zu den Themen „Deutsch-französische Freundschaft“ und „Berlin“, den das Collège Henri de Navarre im Januar für seine Schüler veranstaltet hatte, mit Preisen geehrt. Ein Modell des Berliner Reichstagsgebäudes und ein aus lauter Gummibärchen zusammengesetzter Berliner Bär waren hier ganz vorne dabei.

Am Nachmittag wandten wir uns erneut einem französischen Nationalsport zu, dem Boulespiel, oder um es korrekt zu sagen: Pétanque. Die Familien der französischen Partner und die französischen Lehrkräfte hatten freundlicherweise ihre Kugeln zur Verfügung gestellt (die zur Grundausstattung jedes französischen Haushalts gehören!), und nach kurzer Zeit herrschte auf der Place de la liberté das schönste Durcheinander. Das „Nationenduell“ der Lehrer – wir können uns einfach nicht verkneifen, das hier zu erwähnen – konnte die deutsche Mannschaft übrigens knapp für sich entscheiden. Danach machten wir uns auf den geruhsamen Rückweg zur Schule, auf dem man noch das ein oder andere Souvenir oder das ein oder andere Mitbringsel einkaufen konnte – eine Dose „Foie gras de canard“ vielleicht oder „Pruneaux d`Agen“ – und dann war es auch schon Zeit zum Koffereinladen und zum tränenreichen Abschied am Bus. Au revoir, Nérac. Au revoir, les amis. Un grand merci. Et à bientôt ! Denn schon bald, und das war der große Trost für alle, wird es ein Wiedersehen geben.

Wir hoffen sehr, dass sich unsere französischen Gäste bei uns genauso wohl fühlen werden wie wir in Nérac, wenn es am 16.Mai heißen wird: Bienvenue à Eschenbach!