Bienvenue dans le Haut-Palatinat – „Französische Woche“ am Gymnasium Eschenbach

So um eins würden sie wohl da sein, hatten sie gemeint, als sie von unterwegs angerufen hatten. Und tatsächlich, wenige Minuten nach ein Uhr rollte der silbergraue Bus mit dem französischen Kennzeichen vor die Eschenbacher Schwimmhalle. Der Gegenbesuch unserer Partner aus Nérac begann also gewissermaßen mit einer Punktlandung. Und das scheint – rückblickend lässt sich das sagen – ein gutes Omen für den gesamten Aufenthalt gewesen zu sein. Der Schulleiter OStD Dr. Thielsen begrüßte die Gruppe mit den begleitenden Lehrkräften Susanne Prohon und Solange Chaland persönlich. Die Verteilung der französischen Jugendlichen auf die Gastfamilien ging zügig vonstatten. Schließlich kannte man sich schon und konnte gleich in das Wochenende starten, das mehrere Familien zu einem gemeinsamen Besuch der Sommerrodelbahn in Pottenstein nutzten. Aber auch andere Ziele und Unternehmungen fanden Anklang.
Am Montagmorgen wurde die französische Gruppe, da der Schulleiter aufgrund anderweitiger dienstlicher Verpflichtungen verhindert war, von seinem Stellvertreter StD Schobert offiziell am Gymnasium Eschenbach willkommen geheißen, der in seinen Begrüßungsworten die Bedeutung des Schüleraustauschs für die Festigung der deutsch-französischen Beziehungen und der europäischen Einigung unterstrich. Nachdem sich die französischen Gäste mit einigen süßen und herzhaften „Schmankerln“ gestärkt hatten, für die ihre deutschen Austauschpartner gesorgt hatten, absolvierten sie einen kurzen Rundgang durch das Schulgebäude und brachen dann per Bus nach Bayreuth auf. In der Eremitage konnten sie bei einer Schlossführung auf den Spuren der Markgräfin Wilhelmine und ihrer Vorgänger wandeln und sich vom im Wortsinne „spritzigen“ Humor des Markgrafen Georg Wilhelm überzeugen, der ungebetene Gäste einer unfreiwilligen kalten Dusche zu unterziehen pflegte. Dank der zartfühlenden Rücksichtnahme des Schlossführers blieb der Gruppe Letztere allerdings erspart und sie gelangte trockenen Fußes zurück in den Eremitage-Park. Nach einem kurzen Spaziergang vorbei an der Orangerie durch den Kanalgarten ging es nun in die Innenstadt, wo die französischen Schüler bis zum frühen Nachmittag auf eigene Faust die Fußgängerzone erkunden konnten.
Am Dienstag besuchten die französischen Gäste in Begleitung ihrer deutschen Austauschpartner Regensburg. Nach einer Stadtrallye, bei der jeweils gemischte deutsch-französische Gruppen eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen hatten, besuchte man gewissermaßen das antike Ratisbona, das Regensburg der Römer. Aber nicht etwa in Gestalt architektonischer Zeugnisse oder eines Museums, das seinen Besuchern in Vitrinen die Überreste der römischen Herrlichkeit präsentiert, sondern – man höre und staune – zu Wasser! Die Schüler konnten auf einem nachgebauten Römerschiff am eigenen Leibe ausprobieren, wie sich römische Legionäre seinerzeit rudernderweise auf der Donau fortbewegten. Nach dieser Anstrengung mag da so manch einem Obelix aus der Seele gesprochen haben: „Die spinnen, die Römer!“ Aber obwohl, soweit bekannt, keiner der Teilnehmer in seiner frühen Kindheit in einen Topf mit Zaubertrank gefallen ist, legten sie bei ihrer antiken Ruderregatta ein ganz beachtliches Tempo vor.
Am Mittwoch begleiteten die jungen Franzosen zunächst für drei Stunden ihre Austauschpartner in den Unterricht. Um 11 Uhr wurden sie dann von Bürgermeister Peter Lehr im Eschenbacher Rathaus empfangen. Der Bürgermeister vermittelte den Gästen in einem kurzen Vortrag einen Eindruck von der Stadt Eschenbach, ihrer Geschichte, ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, ihren sozialen Einrichtungen und ihrer touristischen Infrastruktur und überreichte ihnen zur Erinnerung ein kleines Souvenir. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa brachen die deutschen und französischen Jugendlichen mit dem Bus zur Luisenburg auf. Und da offenbar auch Petrus den Schüleraustausch mit Wohlgefallen betrachtete, ließ er es nicht regnen, und man konnte unbesorgt das Felsenlabyrinth erklimmen.    
Am Donnerstag stand innerdeutsche Geschichte auf dem Programm. Im deutsch-deutschen Museum in Mödlareuth informierten sich die Franzosen mittels eines kurzen Dokumentarfilms und einer sehr anschaulich gestalteten Führung durch den Außenbereich über die Geschichte der deutschen Teilung und über die fast unüberwindlichen Grenzanlagen der DDR. Auf dem Rückweg hatten sie bei einem Zwischenstopp in Kulmbach noch einmal Gelegenheit zu einem kleinen Stadtbummel, bei dem sie noch das eine oder andere Souvenir einkaufen konnten. Zu dem anstrengenden Aufstieg hinauf zur Plassenburg mochte sich freilich niemand mehr aufraffen. Nach so einer Austauschwoche ist man halt doch ein bisschen müde…
Als die Gruppe gegen 17 Uhr wieder in Eschenbach eintraf, waren einige der deutschen Austauschpartner schon dabei, die Aula in einen Festsaal zu verwandeln, denn der traditionelle deutsch-französische Abschlussabend sollte diesmal im „großen Rahmen“ stattfinden. Die Eltern waren eingeladen und die Austauschschüler hatten sich ein reichhaltiges Programm ausgedacht. Um dem Abend ein entsprechendes „Ambiente“ zu verleihen, zauberten Schüler der neunten Klassen unter tätiger Mithilfe einiger Eltern ein wahres Wunderwerk an Tischdekoration. Dafür noch einmal ein Riesenkompliment und ein ebensolches Dankeschön! Ein besonderer Dank gebührt auch all denen, Schülern wie Eltern, die ein stattliches Vor-und Nachspeisenbüffet beisteuerten, und der Familie Müller, die sich in bewährter Manier und mit der bekannten Souveränität um das Hauptgericht und um Getränke kümmerte. Fürs leibliche Wohl war also zur Genüge gesorgt, für Erbauung und Amüsement waren die Austauschschüler zuständig, die den Abend mit einem bunten Programm aus einer Power-Point-Präsentation über den Besuch der deutschen Gruppe in Nérac und zahlreichen musikalischen Beiträgen zu einem vollen Erfolg werden ließen.
Am Freitag stand nochmals ein Besuch im Unterricht an. Mit einem gemeinsamen Picknick und Sport und Spiel klang die Austauschwoche aus. Auf den geplanten Spaziergang zum Rußweiher wurde verzichtet, da die Franzosen wegen der Staugefahr am Pfingstwochenende zeitig aufbrechen wollten. Als es gegen drei Uhr ans Koffereinladen ging, fiel vielen der Abschied sehr schwer. Aber es wurden auch schon Pläne für ein Wiedersehen geschmiedet. Und es ist natürlich zu hoffen, dass möglichst viele der beim Austausch geschlossenen Freundschaften im privaten Rahmen oder auch im Rahmen individueller Austausch-programme gepflegt und aufrechterhalten werden.
Organisiert und begleitet wurde das Austauschprogramm von den Französischlehrkräften des Gymnasiums Eschenbach. Unser besonderer Dank gilt neben der oben bereits erwähnten Familie Müller und ihren Mitarbeitern allen Kolleginnen und Kollegen, die in irgendeiner Form an den Austauschaktivitäten beteiligt waren, die französischen Schüler in ihren Unterricht integriert oder Vertretungsstunden übernommen haben, und der Schulleitung, die auch diesmal wieder für die optimalen Rahmen-bedingungen sorgte. Last, but not least steht und fällt ein solcher Austausch aber mit den Teilnehmern. Und so ist es zu einem wesentlichen Teil dem Engagement und der Aufgeschlossenheit der teilnehmenden Schüler und ihrer Familien zu verdanken, dass der diesjährige Austausch zu einem vollen Erfolg wurde.