Besuch der Synagoge in Amberg
(mma) Auf den Satz „Frauen sind Engeln und Männer Tieren ähnlicher“ reagierten logischerweise die Schülerinnen anders als die Schüler die neunten Klassen des Gymnasiums Eschenbach. Doch Robert Rojzman vom Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Amberg informierte beim Besuch in der Synagoge die Gymnasiasten noch über vieles Andere und dazu recht anschaulich.
Rojzman begann seine Ausführungen mit der Goldenen Regel, dem „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.“ als knappe Definition des Judentums nach den Rabbinern Schamai und Hillel. Gottes- und Menschenwerk im TeNak mit der Thora, den Nebiim und Ketubim erklärte er, ebenso den Talmud mit Mischna und Gemara und seinen 613 Ge- und Verboten. Auch die Entstehung des Volkes Israel aus nomadisierenden Stämmen und deren Exodus aus Ägypten über die großen Könige David und Salomo umriss der Referent kurz.
Die wunderbare Führung über die babylonische Gefangenschaft nach der Zerstörung des salomonischen Tempels, welche letztendlich zur schriftlichen Fixierung des TeNak, der hebräischen Bibel, führte, wurde den Schülern gut vor Augen geführt. Auch die erdrückende römische Besatzung unter dem Procurator Pontius Pilatus, die ständigen Aufstände und die Zerstörung des zweiten Tempels bei der Eroberung Jerusalems unter dem römischen Kaiser Titus waren Thema. Schon bekannt war allen die Unterscheidung der zerstreuten Juden in die spanischen Sefardim und die oft sehr wissenschaftlich ausgerichteten „deutschen“ Aschkenasim. Diese fanden eine „Erdung“ in einer praxis- und auch mystikbetonten osteuropäischen Chassidimbewegung unter dem Baal Schem Tov, erklärte Rojzman.
Das Entstehen der Synagogen als Versammlungs- und Gebetsorte, ja als „Zweigstellen“ des Tempels, deren Aufteilung und Symbolik war das zweite Thema. So sei der Thoraschrein ganz bewusst nach Jerusalem, dem „wichtigsten Ort auf der Erde“ ausgerichtet. Der mittige Lesebereich solle an die Arche Noah erinnern und außer dem siebenarmigen Leuchter, der Menora, sollte nichts aus dem ehemaligen Tempel in Jerusalem übernommen werden. Auch habe die Menora, welche an die 7-Tage-Schöpfung erinnere, eine andere Funktion, denn während sie im Tempel als Beleuchtung gedient habe, sei sie in der Synagoge nur Schmuck.
Interessiert hörte man von den wichtigsten Ereignissen im Leben eines Juden: der Beschneidung der Knaben, der Aufnahme in den Erwachsenenstatus mit der Bar- (bei Jungen) bzw. Bad-(bei Mädchen) Mizwa-Feier im Altern von 13 bzw. 12 Jahren. Überrascht hat manche wohl, dass sehr viele Pflichten primär für Männer gelten und eine Zwangsheirat stets strengstens verboten war. Noch vor der Synagoge seien die wichtigsten Orte im Judentum die Schule, das Ritualbad, die Mikwa und der Friedhof, hörte man. Dort werde man normalerweise im weißen Hochzeitsgewand beerdigt, welches man von seiner Mutter bekommen habe. Auch sei ein Rabbiner in erster Linie ein Gemeindevorsteher, der in allen Lebenslagen Rat geben solle und wohl auch deshalb verheiratet und Vater sein müsse.
Auf die wichtigsten Feste, das Neujahrsfest, Rosh-ha-Shana, das Versöhnungsfest Jom Kippur, die Festivitäten an Sukkot, Simchat Thora und Pessah ging Rojzman ein, ebenso auf die täglichen Pflichten eines Juden. Der Ablauf eines Sabbats mit dem Freitagabendgebet und seinem Glaubensbekenntnis, dem Schema Israel (dessen Tradition vielleicht sogar bis auf Abraham zurückgeht), dem Bittgebet, dem Amida und der Danksagung, dem Kaddisch (wohl noch aus der Zeit des ersten Tempels) und der langen Sabbathfeier von vier bis fünf Stunden, wurde ausgeführt.
Rojzman ging auch auf die Geschichte der Amberger Juden ein. Diese hatten offensichtlich seit der Stadtgründung immer ein „recht harmonisches Verhältnis“ zu den anderen Bürgern und so sollen sie vor der sog. Reichskristallnacht sogar von einem SA-Mann vorgewarnt worden sein. Mittlerweile sei besonders durch den Zuzug aus dem Osten die Gemeinde auf 134 Mitglieder angewachsen, welche die Synagoge als ihren rituellen Mittelpunkt sehe.
Gespannt verfolgten die Gymnasiasten das Öffnen des Thoraschreins und bewunderten die reich geschmückten Thorarollen aus makellosem Pergament. Im Namen aller dankte die Religionslehrerin Marianne Moosburger Robert Rojzman für den interessanten Vormittag und übereichte ihm als symbolisches Geschenk einen Steinkrug mit dem Emblem des Gymnasiums.
Robert Rojzman vom Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde informierte die interessierten Schüler der neunten Jahrgangsstufe des Gymnasiums Eschenbach über das Judentum in der Amberger Synagoge.