Ü50 und kein bisschen müde – Schüleraustausch mit der Slowakischen Republik
Mit der Ankunft von 12 SchülerInnen aus Bratislava am 28.04.23 am Bahnhof in Weiden begann in diesem Jahr der Schüleraustausch zwischen dem Gymnasium Jura Hronca und dem Gymnasium Eschenbach. (Die Leitung oblag auf slowakischer Seite Jan Mayer, auf deutscher Seite Andrea Hofmann und Martin Weinzierl.) Sicherlich hatte jeder der Beteiligten damit gerechnet, dass die folgenden neun Tage – wie bei Austauschen üblich – interessante Erlebnisse und viele neue Bekanntschaften mit sich bringen werden; umso schöner aber war, dass sich in dieser kurzen Zeit ausgesprochen innige Freundschaften entwickelten.
Bei strahlend blauem Himmel wurde am Sonntagnachmittag das offizielle Programm eröffnet. Auf einem gemeinsamen Spaziergang zur Wetterstation „Am Galgen“ bei Eschenbach lernten sich die SchülerInnen aus den beiden Ländern recht schnell kennen. Während der Führung durch das Taubenschusterhaus, die im Anschluss stattfand, nahmen wir zur Kenntnis, wie einfach die Lebensverhältnisse bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf dem Land gewesen waren. Ebenso bekamen wir ein Gespür für die gemeinschaftsstiftende Kraft, die von einem durch Brauchtum und Tradition geprägten Leben ausgeht. Nicht zuletzt wegen der gelungenen Restaurierung ist dem Taubenschusterhaus eine besonders ehrwürdige Aura zu eigen.
Die folgenden Tage standen vor allem im Zeichen der Besichtigung bayerischer (bzw. fränkischer) Metropolen sowie deren Umgebung. Der Anblick der Walhalla auf dem Bräuberg bei Donaustauf war überwältigend. Einer der bekanntesten Architekten Bayerns, Leo von Klenze, errichtete im Auftrag von König Ludwig I. ab 1830 auf dieser Anhöhe einen Nachbau des berühmten Parthenon in Athen. Vom Sockel dieses Bauwerks aus, das so monumental ist, dass es mit modernen Großbauten leicht in Wettstreit treten kann, bot sich ein atemberaubender Blick über die weiten Auen der Donaulandschaft. Als wir im Inneren die 132 Marmorbüsten von Persönlichkeiten aus der deutschen Geschichte betrachteten, wurden wir an die Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug von 1812 erinnert. Mit der Errichtung der Walhalla stärkte Ludwig I. das Selbstvertrauen des bayerischen Volkes, das nach dieser Katastrophe als Verbündeter der Grande Armée 30.000 Gefallene zu beklagen hatte.
Weitere Höhepunkte folgten während unserer Besichtigung von Regensburg: Die Porta Praetoria, das Nordtor des ehemaligen Lagers der III. Italischen Legion und zugleich ältester erhaltener Hochbau in Deutschland, vermittelte uns einen Eindruck davon, wie gefährdet während der Kaiserzeit die Nordgrenze des Römischen Reiches gewesen ist; münden doch bei Regensburg mit Naab und Regen gleich zwei breite Ströme in die Donau, in deren Tälern die Germanen besonders leicht in Richtung Süden vorstoßen konnten. Die Steinerne Brücke nennt man seit dem Mittelalter das „Achte Weltwunder“. Diese Brücke, die trotz ihrer Länge von 309 Metern für ihre Stärke berühmt ist, überspannt beide Donauarme. Ihr Bau wurde ab 1135 in einer Rekordzeit von nur elf Jahren vollendet. Wegen ihrer „Eisbrecher“ war sie für spätere Brückenbauten richtungsweisend.
Wie innovativ die Baukunst des Mittelalters war, konnten wir auch beim Betrachten des Regensburger Domes erkennen. Während diese Kathedrale im Südosten noch mit tragenden Wänden errichtet worden war, stellten die Baumeister bald auf die für die Gotik kennzeichnende „Skelettbauweise“ um. Dieser Schritt war nötig, weil man nur so die Flächen für den Einbau der großen Glasfenster schaffen konnte.
Die Nürnberger Burg war, wie uns während einer Führung nahegebracht wurde, kein Wehr-, sondern ein Repräsentationsbau. In ihr konnten die Kaiser des Mittelalters, die keine feste Pfalz unterhielten, sondern als Reisekaiser ihr Reich „vom Sattel aus“ regierten, ihre gewohnten Hoftage abhalten. Der letzte Kaiser, der diese übergroßen und luxuriösen Räumlichkeiten für längere Zeit nutzte, war Maximilian I. (1459-1519).
Allmählich mussten sich die Lehrkräfte, die den Austausch leiteten, fragen, wie viel sich die Schüler von all dem, was sie gehört hatten, überhaupt merken konnten. Zur Freude aller Beteiligten konnte mit Hilfe eines Fragebogens festgestellt werden, dass sie erstaunlich viel behalten haben. Dies zeigt, wie recht J. W. von Goethe mit seiner Feststellung hatte, dass Reisen bildet.
Bei einem der letzten Programmpunkte, dem Empfang im Rathaus, gratulierte der Bürgermeister der Stadt Eschenbach, Marcus Gradl, der Gastschülerin Andrea Brudňáková aus Bratislava zum 18. Geburtstag. Anschließend sprach er auf lockere und humorvolle Weise mit allen Anwesenden über die politische Lage in Deutschland und Europa. Neben Herrn Bürgermeister Gradl haben wir ebenso Herrn Landrat Andreas Meier und dem Filialleiter der Raiffeisenbank Eschenbach, Herrn Richard Götz, jeweils für eine großzügige finanzielle Unterstützung dieses Austausches zu danken.
Nach all den schönen Erlebnissen, insbesondere dem bunten Abend mit seinen vielfältigen musikalischen Darbietungen, war der Tag des Abschieds viel zu schnell gekommen. Unbarmherzig nahte sich am Bahnsteig in Weiden der Zug in Richtung Regensburg und Bratislava, um uns unsere liebgewonnen Gäste zu entführen. Auch wenn den meisten der Abschied schwer gefallen ist, so werden sich alle Tränen im September in die Freude des Wiedersehens verwandeln!
Auf bald in Bratislava!
A. Hofmann/M. Weinzierl