Schüleraustausch mit Bratislava – ein Bericht über unseren Gegenbesuch
Wohlbehalten sind am 23. September 2023 die elf TeilnehmerInnen am diesjährigen Austausch mit dem Jura Hronca Gymnasium von ihrem Aufenthalt in der Slowakischen Republik zurückgekehrt. Auf Seiten der Partnerschule wurde diese Begegnung wiederum von Dr. J. Mayer organisiert; A. Hofmann und M. Weinzierl zeichneten für das Gymnasium Eschenbach verantwortlich.
Nach sehr interessanten privaten Exkursionen mit den Gastfamilien begann für alle SchülerInnen am Sonntagnachmittag das offizielle Programm. Die Burg Devin, im gleichnamigen Stadtteil von Bratislava gelegen, thront auf einem hohen Felsen über dem Zusammenfluss von March und Donau. Weil von diesem Plateau aus das Marchfeld gut zu übersehen ist, hatte diese Burg über Jahrhunderte eine wichtige strategische Bedeutung, bis sie im Jahre 1809 von den Truppen Napoleons fast komplett gesprengt wurde. Die letzten Eigentümer der intakten Anlage stammten aus dem alten ungarischen Adelsgeschlecht der Pálffy, das nicht nur in Wien und Prag, sondern auch in Bratislava sehr einflussreich war.
Am Ufer der March konnten unsere Schüler etliche Skulpturen mit zeitgeschichtlichem Bezug besichtigen. Weil der Fluss an dieser Stelle nicht allzu breit ist, schien sich zur Zeit der Kalten Krieges für viele Flüchtlinge die Möglichkeit zu bieten, von dort mit einem kalkulierbaren Risiko in den Westen zu gelangen. In Erinnerung an die Menschen, die dabei ihr Leben verloren hatten, wurden aus Materialien der ehemaligen Grenzbefestigung Kunstdenkmäler geschaffen, die als Symbole für Versöhnung und Frieden zu verstehen sind.
Auf unserer Führung durch die Innenstadt von Bratislava ließen wir uns zunächst von den gewaltigen Dimensionen der „Burg“ beeindrucken, in der zur Zeit der Habsburgermonarchie der Statthalter von Ungarn residierte. (Leider konnten wir den stilvoll rekonstruierten Barockgarten nur durch das Gitter eines verschlossenen Tores bewundern.) Dieser Bau, der noch immer das berühmteste Wahrzeichen von Bratislava ist, dient heute als Ort für kulturelle Veranstaltungen und als Museum. Nach dem Abstieg in die Altstadt machten unsere Schüler einen Rundgang durch den Martinsdom, in dem über Jahrhunderte die Herrscher aus der Familie Habsburg zu Königen von Ungarn gekrönt worden waren. (Einer großen Inschrift im Chor sind die Namen all derer zu entnehmen, denen in dieser Kirche jene Würde zuteilgeworden ist – die Krönung Ferdinands V. im Jahre 1830 war die letzte.) Nach einigen Anmerkungen zur Baugeschichte von Bratislava in der Zeit des Kommunismus, insbesondere zum Bau der Verbindungsstraße in den Stadtteil Petržalka und zur Zerstörung der Synagoge im Maurischen Stil, ließen sich Herr Dr. Mayer und die begleitenden Lehrkräfte von den Schülern gerne zu einem Aufenthalt in einer Eisdiele überreden, die an einem von Bäumen gesäumten Altstadtplatz liegt.
Sicher darf man auch die Besichtigung der Innenstadt von Wien zu den Highlights unsere Reise zählen. Dass der Stephansdom den ersten Märtyrer der Christenheit zum Patron hat, ist dem Umstand geschuldet, dass Wien erst relativ spät, und zwar im Jahr 1469, zum Bistum erhoben worden ist. Kirchlich gehörte diese Stadt vorher zur Diözese Passau, deren Kathedrale ebenfalls dem Hl. Stephan geweiht ist. Im Museum Leopold besuchten unsere Schüler die bedeutende Ausstellung „Wien 1900“, in der Gemälde von Vertretern der Wiener Secession (u. a. Gustav Klimt, Koloman Moser oder Egon Schiele) ausgestellt sind. Ebenso stießen wir dort auf hochinteressante Exponate aus anderen Sparten der Bildenden Kunst, wie z. B. aus dem Kunsthandwerk oder der Architektur. In einer Vitrine war als Faksimile das Manuskript eines bedeutenden Klavierwerkes von Johannes Brahms (1833-1897) zu entdecken: Es handelte sich um eine Doppelseite aus dem op. 117 (Drei Intermezzi). Dieses Museum und weitere Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Österreichs erkundeten unserer Schüler in eigener Regie.
So lehrreich das Programm der ersten Tage dieses Schüleraustausches auch gewesen sein mag: Richtig kennengelernt hat die Slowakei nur derjenige, der – wie wir – auch das Landesinnere bereist hat.
Von Poprad, einer Stadt in der historischen Landschaft Zips, aus unternahmen wir unter der kundigen Führung von Herrn Dr. Mayer Ausflüge in das landschaftlich reizvolle Gebiet der Hohen Tatra. Der Anblick der wild-romantischen Landschaft, in der sich Berggipfel an Berggipfel reiht und die von klaren Seen, reißenden Wasserläufen und dichten Wäldern durchzogen ist, weckte in uns ein intensives Naturgefühl. Vom bekannten Touristen- und Skiort Štrbské Pleso stiegen wir zu einem Wasserfall auf, was zwar bei manchem Teilnehmer an den Kräften zehrte, aber dennoch ein höchst eindrucksvolles Erlebnis war. Am letzten Programmtag stellten die Besichtigungen der berühmten Holzkirche in Kežmarok (dt. Käsmark) aus dem 17. Jahrhundert, des dortigen Schulmuseums und weiterer Sehenswürdigkeiten den Abschluss unserer großen Tour dar.
Auch die Tage bei unseren Gastgebern in der Slowakei waren für uns viel zu schnell vergangen. Gern hätten wir den Tag des Abschieds noch etwas aufgeschoben. Unseren Schülern ist es sichtlich schwergefallen, am Bahnhof in Bratislava den Zug in Richtung Heimat zu besteigen. Bei der Abfahrt machten die Blicke aus den Fenstern deutlich, dass dieser Austausch mehr war als nur ein Kennenlernen eines anderen Landes. Junge Menschen haben über Ländergrenzen hinweg innige Freundschaften geschlossen.
Do videnia – Auf Wiedersehen!
A. Hofmann/M. Weinzierl