Vortrag von Arie Rosen vor Schülern des Gymnasiums Eschenbach
Herr Rabbiner Arie Rosen aus Jerusalem sprach am 04.03.24 vor den Klassen der 9. Jahrgangsstufe im Rahmen eines Online-Vortrags zum Thema „Sabbat-Sonntag-Ruhetag“. Für unsere Schüler bot sich damit eine gute Gelegenheit, ihr Wissen über einen Stoff, der im Unterricht bereits behandelt worden war, zu vertiefen und auf der Basis von Ausführungen eines Menschen, der den jüdischen Glauben aktiv lebt, neu zu überdenken.
Herr Rosen, der in Frankfurt/Main geboren ist, entfaltete nach einigen Bemerkungen zu seiner Biografie die angekündigte Thematik. Er wies darauf hin, dass jüdisches Leben grundsätzlich eine stark religiöse Ausrichtung habe. In Jerusalem könne man es leicht erleben, dass auf einer belebten Straßenkreuzung plötzlich Musiker auftauchen und Gesänge zum Lob Gottes anstimmen, selbst wenn dies den Autoverkehr erheblich behindert. Juden, die sich entschieden haben, in Jerusalem zu leben, tun dies nicht in erster Linie, weil sie sich davon bessere Lebensverhältnisse erhoffen, sie suchen in dieser heiligen Stadt vielmehr nach der Möglichkeit, ihr Leben ganz der Religion zu widmen.
Herr Rosen erwähnte die beiden Versionen des Sabbatgebots (Gen 2, 2-3 sowie Ex 20, 8-9) und betonte, dass das Arbeitsverbot seine Begründung in den Schöpfungserzählungen habe. Wie Gott nach der Vollendung seiner Schöpfungswerke ruhte, so dürfe auch der Mensch am siebten Tag der Woche nicht in die Schöpfung eingreifen – es sei denn, dass ein Menschenleben in Gefahr ist.
Nach einem musikalischen Beitrag des chassidischen Musikers Yedidia Toledano, der zur Gitarre Sabbatlieder sang, führte Herr Rosen einen Film vor, wie in seiner eigenen Familie der Sabbat begangen wird. Das festliche Mahl am Vorabend, das mit Gebeten, Gesängen und der Segnung der Kinder einhergeht, sei nicht nur dazu da, dass man sich auf den Synagogenbesuch am nächsten Morgen einstimmt; es biete ebenso die Gelegenheit, Verwandte einzuladen und den Familiensinn zu stärken. Im Judentum schöpfe man aus der Feier des Sabbats so viel Kraft, dass man davon durch die ganze nächste Woche getragen werde. Herr Rosen betonte auch die Bedeutung des jüdischen Glaubensbekenntnisses (Schma Israel) für das regelmäßige Gebet.
Obwohl sich der Vortrag von Herrn Rosen über zwei Schulstunden erstreckte, hörte ihm sein junges Publikum sehr aufmerksam zu. Die Schüler und Schülerinnen interessierten sich nicht nur die Gewohnheiten und Sitten des Judentums selbst; sie erkannten auch, wie lohnend es ist, nach Schnittstellen zwischen den Weltreligionen zu suchen. So sei es beispielsweise dem Christentum zu verdanken, das die heiligen Schriften der Juden in seine Bibel aufgenommen hat, dass die 10 Gebote Weltgeltung erlangt haben und nicht auf das Judentum beschränkt geblieben sind.
Abschließend versäumte es Herr Rosen nicht, auf Fragen aus dem Publikum zu antworten. Als er gefragt wurde, wie er den jüdisch-palästinensischen Krieg erlebe, sagte er, dass diese blutige Auseinandersetzung in seinem Bekanntenkreis schon einige Todesopfer gefordert habe. Er bat uns, für alle Opfer, die dieser Krieg gefordert hat und noch fordern wird, zu beten.
F. Ackermann, M. Weinzierl