Der Oberpfälzer Autor Harald Grill zu Besuch im Gymnasium Eschenbach
Auf Einladung der Fachschaft Deutsch hielt Harald Grill am Donnerstag, dem 05.07.2012 am Gymnasium Eschenbach für Klassen der Unter- und Mittelstufe einen Vortrag zum Thema „A Glaander aus Luft“ (Ein Geländer aus Luft) - Möglichkeiten und Funktionen des Dialekts in Lyrik und Prosa mit einem Seitenblick aufs Drama“ bzw. schülergerecht: „Was bringt die Mundart in Gedichten und Geschichten mit einem Seitenblick aufs Theater?“
Das Thema Dialekt ist im ersten Moment für Schüler sofort verständlich, da er von fast jedem gesprochen wird. Geht es um Entstehung und Bedeutung desselben, wird es schon schwieriger. Woher soll ich wissen, warum ich wie spreche?
Harald Grill, einem der bekanntesten Oberpfälzer Autoren, gelingt es auf unvergleichliche Weise mit Hilfe des Dialekts Leben und Farbe in seine Werke zu bringen. Dies kann er aber nur umsetzen, weil er weiß, wie Dialekt funktioniert. Aus diesem Grund bot es sich an, diesen Experten für Dialekt, der übrigens bis zu seinem 16. Lebensjahr selbst keinen Dialekt sprechen durfte, einzuladen.
Zunächst schildert er in einem abwechslungsreichen und packenden Vortrag die Liebesgeschichte seiner Eltern (Hochzeit im Dunkeln) und geht dabei nicht nur auf die Entstehungsgeschichte, sondern auch auf Geschichten ein, die es nicht in das Buch geschafft haben.
Immer wieder unterbricht der Autor seine Lesung, um den Schülerinnen und Schülern der siebten und achten Klassen die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Als er in „gehen lernen“ auf seine eigene Jugend zu sprechen kommt, erzählt er auch von einem Bombenfund in Regensburg, der ihm, dem Zugezogenen, keinen Dialekt sprechenden jungen Burschen, auf einen Schlag zu einer Menge neuer Freunde verhilft. „Haben Sie das mit der Bombe wirklich erlebt?“, fragt ein Schüler ungläubig nach. „90% meiner Geschichten sind wahre Geschichten“ erklärt Grill und macht den Schülern dabei klar, dass „ein Buch schreiben, nicht nur schreiben heißt, sondern auch recherchieren.“ Also fährt der Schriftsteller schon einmal über ein Jahr ins Zeitungsarchiv nach Deggendorf, um die passenden Wetterdaten oder historische Ereignisse für seine Geschichten herauszufinden. Dass es beim Schreiben nicht nur um das Schreiben, sondern vor allem auch um das Montieren geht, zeigt sich an der Beschreibung seines Arbeitszimmers. Da werden Seile gespannt, um den Verlauf des entstehenden Romans verändern zu können und Styroporplatten an die Wand geschraubt, damit er jederzeit alles im Blick hat.
Interessant wird es für die jungen Zuhörer, als Harald Grill von seinem neuesten noch unveröffentlichten Buchprojekt erzählt. Von Regensburg zum Nordkap und von Regensburg nach Sizilien. Dabei darf die Geschichte vom Überfall der Möwe ebenso wenig fehlen wie Schwester Maria Klara, deren Hobby das Tapezieren ist. Doch mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden…
Den Abschluss der Lesung bildeten einige Gedichte. Im ersten Moment keine leichte Kost, doch der geschickte Einsatz des Dialekts zeigt (der Autor trägt die Gedichte immer erst auf hochdeutsch und dann im Dialekt vor), worauf es bei Lyrik wirklich ankommt. Ein Gedicht besteht nicht nur aus Worten, sondern ist oft nur dann erfolgreich, wenn bereits fertige Bilder im Kopf auf eine neue, aufregende und manchmal unglaubliche Art mit Sprache kombiniert werden. Keiner der anwesenden Schüler und Lehrer wird mehr eine Melone kaufen können, ohne an einen Buddha zu denken. Und einen fast tröstlichen Rat hat der Autor für die Schüler auch: „Es kann immer sein, dass man ein Gedicht nicht versteht, weil Wort und Bild einfach nicht zusammengehen. Dann legt es weg und sucht euch ein neues. Es gibt doch so viele!“ Was sagen dazu wohl die Deutschlehrer?