Spende
Die Fachschaften katholische und evangelische Religion spendeten einen Teil der Kollekten dieses Jahres für Wasserprojekte in Bolivien.
Charahuaytu, Machaca, Erapta, Sivingani, Sikimirani, Chunavi oder Ichulomas, die Namen der kleinen Gemeinden der Quechua- und Aymara-Indianer klingen wie verhallendes Echo einer großen Kultur. Tatsächlich scheint ihr Land und die Welt sie auch vergessen zu haben. Doch eine kleine Gruppe ehemaliger Regensburger Studenten weiß sich ihnen eng verbunden. Sie nennen sich "Runa Masi", ein Ausdruck der indigenen Quechuaindianer, was so viel heißt wie "Wir sind wie ihr, Freunde, Brüder".
Der 1987 gegründete gemeinnützige Verein entstand aus Freundschaften mit bolivianischen Kommilitonen und er arbeitet eng mit den Centro Cultural der Region Ayopaya in Independencia und dessen Leiter, dem rührigen Agraringenieur Jorge Aquino zusammen. Coco, wie er von seinen Freunden genannt wird, ist sehr vielen Oberpfälzern zudem recht bekannt durch seine wiederholten Tourneen mit seinen Bands Ayopayamanta und der Nachfolgemusikgruppe Sacambaya.
Zu den Mitgliedern von Runa Masi zählt auch die StRin i.B. Marianne Moosburger, welche am Gymnasium Eschenbach unterrichtet. Auf ihre Initiative hin beschlossen die Fachschaften katholische und evangelische Religion einen Teil der im Laufe des Schuljahres eingegangenen Kollekten dieser "Hilfe zur Selbsthilfe" zukommen zu lassen. Die beiden Fachbetreuer, Hans Schmid und Dirk Grafe, überreichten ihr nun einen symbolischen Scheck in Höhe von 250 Euro, wofür sich Moosburger herzlich bedankte.
Als Schwerpunkt wurden von Runa Masi bewusst Wasserprojekte gewählt. Wie auch die Deutsche Welthungerhilfe betont, ist der Zugang zu sauberem Wasser in diesen wasserarmen Regionen lebensentscheidend, ja sogar überlebenswichtig. Nur dank ausreichend gesundem Wasser könne die Gesundheit gewahrt bleiben, Landwirtschaft betrieben, die Ernährung - und ein Ein- und Auskommen gesichert werden. Fehlendes oder verseuchtes Wasser dagegen bedeutet Hunger, Armut, Krankheit, ja Tod.
Die Mitglieder von Runa Masi und zahlreiche vermittelte Praktikanten inspizieren regelmäßig ehrenamtlich, d.h. auf eigene Kosten, die Hochlandgemeinden und werten eingehend Bedarf und Notwendigkeit der Projekte. Nur wenn keine staatliche Förderung in Aussicht und die Gemeinde bereit ist, die notwendigen Arbeiten gemeinsam auch auszuführen, erst dann werden die Kosten für Material, Maschinen und Transport - abschnittsweise, nach erfolgtem Bauabschnitt - übernommen.
Den großen Anstrengungen der Dorffamilien - und wirklich jede Familie hat hier ihren Beitrag an Arbeit und Zeit zu leisten - stehen aber sehr große Schwierigkeiten gegenüber. Da gilt es vor allem die extremen Straßenverhältnisse zu bewältigen, mit Pfaden und Pässen bis auf 5.000 Meter Höhe. Starke Bodenerosion und Erdrutsche machen diese zudem in und nach der Regenzeit oft lange unpassierbar. Das felsige Gelände, die enormen Schwankungen der Temperatur, die hohe UV-Strahlung und das Fehlen oft jeglicher Infrastruktur, sind ebenfalls für alle Investitionen nicht zu unterschätzende Hindernisse.
Und doch: die Effektivität der Arbeiten kann sich sehen lassen. "Jeder gespendete Euro ist dort mindestens 10 Euro wert", weiß der Vorsitzende von Runa Masi, Franz Staudhammer. Bei seinem letzten Besuch im Jahr 2009 konnte er funktionierende Wasserleitungen in Dörfern und Schulgärten besichtigen, Wasserspeicher begutachten. Er fand fertige und in Bau befindliche Dorfwaschhäuser vor, welche dank Solarzellen hygienisches warmes Wasser für Duschen und zum Wäschewaschen produzieren.
Gut vorangekommen, so berichtet er, ist auch die neue "Casa de la Region" in Independencia mit einem Veranstaltungssaal, einer Bibliothek, Räumen, in denen die Schulkinder ihre Hausaufgaben machen können. Auch finden dort verschiedene Weiterbildungskurse, besonders für Frauen statt. Der dort untergebrachte Sender "Radio Ayopaya" leistet zudem die wichtige Aufgabe, Nachrichten und Bildung bis in abgelegene Regionen, gerade auch in den alten Inkasprachen, zu bringen.
Richard Platzer, der Kassenwart, verwies bei der letzten Mitgliederversammlung im April in Regensburg auf erfreuliche Großspenden aus Parsberg oder Dietldorf und lobte das Engagement aller. So könne er in nächster Zeit wieder Gelder für dringende Anschaffungen überweisen und das Musterprojekt für sparsamen Umgang mit Wasser in Chunavi könne weiter vorangetrieben werden.
Hans Bauer von der KEB Amberg verwies darauf, dass nächstes Jahr im Spätherbst wieder eine neue Tournee der Musikgruppe Sacambaya anstehe. Bei den Auftritten wird authentische indigene Musik zum Teil auf alten traditionellen Instrumenten gespielt, aber auch viel Wissen über Land und Leute der Region vermittelt.
Alle wünschten, dass auch dadurch ein Stück Weltkirche erlebbar wird und allen bewusst wird, dass schließlich alle "Runa Masis" seien, gleichwertige und - würdige Freunde und Brüder.