Ein hartes Stück Kunst – Fahrt der Oberstufe nach Bayreuth zur Aufführung von Büchners „Woyzeck“
Mittlerweile ist es am Gymnasium Eschenbach schon Tradition geworden, dass die Schüler einmal im Jahr ein Theaterstück besuchen können. Dieses Jahr hatte Herr Lehmköster den „Woyzeck“ herausgesucht und die Fahrt organisiert. Die Deutschlehrer Herr Brandl, Frau Voit, Frau Hofmann und Herr Schmid begleiteten die Schüler.
Nun könnte man meinen, der viel gespielte „Woyzeck“ könnte nicht mehr erfrischend und spannend inszeniert werden. Die Inszenierung in der Bayreuther Stadthalle vom Theater an der Ruhr unter der Regie von Roberto Ciulli aber strafte solche Gedanken Lügen, denn für Schüler wie Lehrer gleichermaßen präsentierten sie eine aufwühlende Inszenierung.
Zu Beginn informierten die Intendanten die Zuschauer über das Leben und Wirken Woyzecks und des Dichters Büchner, um so auch einige Bilder zu erklären. Dennoch blieb für die Schüler sicherlich vieles rätselhaft oder sogar verstörend – ganz im Sinne Büchners. Der verrückte Woyzeck, der am Ende seine Geliebte umbringt und selbst gerichtet wird, erscheint gar nicht so verrückt. Hauptmann und Doktor, Vertreter der angeblich höheren und moralischen Gesellschaft, hingegen sind als die wahren Irren. Irr erscheint auch das kleine Orchester auf der Bühne und es führt dem Zuschauer das Groteske der Gesellschaft vor Augen. In ausdrucksvollen Bildern zitiert der Regisseur, Roberto Ciulli, aus dem Leben Büchners. So nimmt Woyzeck Fische aus – eine deutliche Anspielung auf Büchners Promotionsarbeit über das Nervensystem der Fische. Auch innerhalb des Stückes wird von Anfang an zitiert und verwiesen. Der Tambourmajor, wie ein Torero gekleidet, hält Marie an der roten Voltigierleine. Marie selbst trägt eine rot geschnürte Korsage. Alles deutliche Hinweise auf ihre Abhängigkeit, Begierde und auch auf ihre gewaltsames Ende. Woyzeck hingegen erscheint als nackte Kreatur, der aber nicht allein seine Marie ermordet. Sie stirbt auf der Bühne gleich zweimal, einmal fast nicht zu entdecken durch Woyzeck und zum zweiten Male in einer Orgie durch die Gesellschaft. Sicherlich eine schwierige Stelle, wenn man das Stück nicht genau kennt. Brutal ist allerdings das Ende. So sieht man die symbolische Hinrichtung des armen, verrückten Woyzecks, und der Henker erzählt dem Kind das Antimärchen der Großmutter, das dann - völlig allein auf der Welt – den Henker umarmt. Ein herzzerreißendes Bild, das so von Büchners „Woyzeck“ nicht überliefert ist.
Der Dichter aber wird dem Theater an der Ruhr ganz bestimmt verzeihen, und für uns war es sicherlich gewinnbringender Theaterabend in Bayreuth. Zu guter Letzt gilt ein ganz besonderen Dank dem Elternbeirat, der die Buskosten für die Fahrt übernahm, so dass die Kosten für die Schüler gering blieben.
Theater an der Ruhr; Darsteller: Dagmar Geppert und Rupert J. Seidl
Foto: Andreas Köhring