Katholische Religion - Vortrag Hospizarbeit
Man hätte eine Nadel fallen hören können beim Vortrag von Hildegard Haupt aus Grafenwöhr am Gymnasium in Eschenbach.
Eingeladen von den Religionslehrern, informierte sie klassenweise alle Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe über ihre Hospizarbeit.
Auch wenn man oft höre, dass „das Sterben zum Leben gehöre“, so sei doch immer noch eine große Scheu bei diesem Thema vorhanden, begann Haupt und dankte für die „mutige Einladung“. Auch ihr sei es so ergangen, erfuhr man, doch nach dem Krebstod ihres ersten Mannes fand sie bald Zugang zur Sterbebegleitung, welche sie nun bereits seit zehn Jahren ausübt.
Den Unterschied zwischen Palliativ- und Sterbestation, einer Hospiz- und der Pflegestation in einem Altersheim erklärte sie deutlich. Genauer ging Haupt auf die Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross ein. Vom ersten „Nicht-wahr-haben-wollen“ zum „Labyrinth“ von Wut und Trauer, von Auflehnung und Depression, heiße es zur Phase des „Verhandelns“ zu gelangen. Dies sei allerdings oft ein weiter Weg, der aber doch meist in das „Einverständnis mit dem Sterben“ ende.
Ein großes Anliegen war ihr, alle zu ermutigen, Sterbende nicht alleine zu lassen. „Haben Sie keine Angst!“, wiederholte sie und „Vertun sie diese echte Chance nicht, alles gut abzuschließen!“. Es sei durchaus für fast jeden zu schaffen, betonte sie, denn man „wachse mit den Aufgaben“.
„Sterben, das hat viel mit einer Geburt zu tun und ist wie eine Reise in ein anders Sein“, wusste sie, dies spürten fast alle Sterbenden und so sprechen diese nicht selten von einer bestimmten „Reiselust“, auch einem „Abgeholtwerden“ und einem endlichen „Ankommen“. Nicht selten seien die Gesichtszüge des Toten so friedlich und entspannt wie nie im Leben. Auch habe sie schon „halbe Wunder“ erlebt, als Angehörige ohne Anrufe plötzlich und noch rechtzeitig erschienen seien. „Wir SterbebegleiterInnen bekommen von den Gehenden oft mehr geschenkt als wie je geben können“, formulierte Hildegard Haupt zum Erstaunen ihrer Zuhörer. Hilfreich sei für sie auch immer ihr Glaube gewesen, setzt sie hinzu und das Wissen, dass „ein Anderer unsere Fäden in der Hand hält“. Doch das könne man nur im Glauben begreifen, versicherte sie, in Worte könne sie dies gar nicht fassen.
Es sei klug, fuhr sie fort, den ausgebildeten Hospizdienst auch in schwierigen Lebensphasen zu holen, und nicht erst am Ende eines Lebens. Medizinische und psychologische Hilfe würden gerne gegeben und Patient und dessen Familie meist deutlich entlastet.
Haupt riet eindringlich, eine Patientenverfügung auszufüllen. Dazu plädierte sie engagiert gegen jede medikamentöse Sterbehilfe, welche schnell „zur schiefen Ebene“ werden könne. Das Gegenteil sei richtig, nämlich ein „Leben bis zum letzten Atemzug“.
Wie schwierig es für Sterbende sei, sich bei einem unbeweglichen Körper auszudrücken, durften die Schüler bei einer Übung selber ausprobieren. Haupt zeigte allen auch, was den Scheidenden gut tut und warnte vor einem Zwangsfüttern oder einer Wasserinfusion. Lieber solle man mit einem Pumpspray den Mund feucht und sauber halten.
Auf die rechten gesprochenen Worte soll immer geachtet werden, betonte sie, da der Sterbende alles mithöre, auch wenn er scheinbar apathisch oder gar bewusstlos wirke.
Haupt riet auch, selber den Toten nach seinem Sterben zu waschen und anzukleiden. Dieses Übergangsritual helfe, die Wirklichkeit des Tods im besten Sinn des Wortes zu begreifen und der Trauer ihren Fluss zu lassen.
Herzlich bedankten sich Schüler und Lehrer mit kleinen Aufmerksamkeiten bei Hildegard Haupt für die für alle unvergesslichen und bereichernden Stunden.