Suchtprävention für die 9. Klassen
Ob man es nun wahrhaben will oder nicht, legale und illegale Drogen üben seit jeher eine Faszination auf Heranwachsende aus und deshalb ist Suchtprävention eine Herausforderung, der sich jede Schule stellen muss.
Deshalb freute man sich am Gymnasium Eschenbach ganz besonders, den Jugendbeauftragten der Polizeidirektion Eschenbach, Polizeihauptmeister Martin Behrendt, am 07.07.2014 und 08.07.2014 zu einem wahren „Vortrags-Marathon“ begrüßen zu dürfen, in dem er in kenntnisreichen Vorträgen von jeweils drei Schulstunden Aufklärungsarbeit bei den Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen leistete.
Zuerst wurde geklärt, was man überhaupt unter Drogen versteht und welche Arten es gibt: Drogen sind laut Definition der WHO alle Stoffe, Mittel und Substanzen, die aufgrund ihrer chemischen Natur Strukturen oder Funktionen im lebenden Organismus verändern, wobei sich diese Veränderungen insbesondere in der Stimmungslage, im Bewusstsein oder in anderen psychischen Bereichen oder im Verhalten bemerkbar machen.
Damit sind nicht nur die in Deutschland durch das Betäubungsmittelgesetz verbotenen Stoffe wie Heroin, Kokain, Haschisch oder Crystal gemeint, sondern auch die bei uns als Genussmittel bezeichneten Drogen wie Alkohol, Zigaretten oder – für manchen Zuhörer überraschend – bei strenger Auslegung auch Kaffee und sogar Schokolade.
Polizeihauptmeister Behrendt zeigte den Zuhörern Gründe für Drogen- und Alkoholkonsum und mögliche Folgen und Gefahren auf, wobei er seinen kenntnisreichen und informativen Vortrag immer wieder durch das Abspielen von Videosequenzen bereicherte, die die ernste Thematik jugendgerecht illustrierten und manchmal auch Anlass zum Schmunzeln boten.
Er betonte auch die Wichtigkeit verantwortungsbewussten Verhaltens im Straßenverkehr. So setzte er den Jugendlichen die im Straßenverkehr geltenden Promillegrenzen auseinander und informierte sie über die möglichen Konsequenzen von Verstößen dagegen. Weiterhin sprach er mit den Schülerinnen und Schülern darüber, wie schnell Alkoholaufnahme bzw. -abbau ablaufen und von welchen Faktoren diese abhängig sind. Es wurde auch die Problematik des „Restalkohols“ angesprochen. Anhand von traurigen Beispielen aus der täglichen Polizeiarbeit beschrieb er den Zuhörern gerade auch die Wirkungen der überall verfügbaren Volksdroge Alkohol. Die Jugendlichen konnten in diesem Teil der Vortrags durch das kurze Tragen einer „Alkoholbrille" selbst konkret erleben, wie sich die Wahrnehmung bei dem Erreichen bestimmter Promillewerte verändert.
Der Jugendbeauftragte der Polizeidirektion Eschenbach erklärte, dass Jugendliche die Wirkungen und auch die Außenwirkung beim Alkoholkonsum oft nicht abschätzen können. Man will dazugehören, cool wirken oder sich auch Mut antrinken, erreicht aber oft etwas ganz anderes. Da Alkohol enthemmt und als Stimmungsverstärker fungiert, verhalten sich manche aggressiv oder blamieren sich in der Öffentlichkeit auf andere Weise. Gerade in einer ländlichen Gegend wie unserer, wo man einander kennt, ist der eigene Ruf oft schneller ruiniert, als man gedacht hätte.
Weiterhin ging es darum, ab wann man eigentlich als süchtig anzusehen ist bzw. wie schnell die verschiedenen Drogen süchtig machen können. Alkoholsucht zum Beispiel ist ein schleichender Prozess und verläuft anfangs unauffällig, zumal der Konsum bei uns gesellschaftlich akzeptiert ist. Ab etwa zwei Bieren täglich, meinte Polizeihauptmeister Behrendt, begibt man sich in den Grenzbereich zur Sucht. Oder anders gesagt: Gefahr ist geboten, wenn der Alkohol langsam zum Standardgetränk wird. Wer erst einmal süchtig ist, hat ein Problem, denn der Alkoholentzug sei einer der schwersten, führte der Experte aus, was leider in keinem Verhältnis stehe zur ständigen Verfügbarkeit des Alkohols.
Für Alkohol, aber auch Zigaretten gilt: Je früher ein Jugendlicher damit anfängt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit süchtig zu werden. Eltern sollten ihren Kindern ein Vorbild sein, indem sie ihnen verantwortungsvollen Konsum vorleben.
Welche Lehren die Schülerinnen und Schüler nun aus diesem Vortrag und dem hier vermittelten Wissen ziehen, bleibt natürlich ihnen selbst überlassen. Aber das Ziel der Veranstaltung, die Heranwachsenden dazu anzuregen, ihr eigenes Verhalten und dessen mögliche Folgen besser zu reflektieren, wurde ganz sicher erreicht.
Wir danken Herrn Behrendt ganz herzlich für diesen äußerst kenntnisreichen und lebendigen Vortrag und hoffen, dass wir ihn wieder einmal einladen dürfen!
HOA