Vortrag über Essstörungen
Oftmals ist es bei Jugendlichen eine harmlose Diät, die nicht selten in einer zwanghaften und ernsthaften Erkrankung endet – die Essstörung.
Ob Magersucht, Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Binge Eating Disorder (Esssucht) – um nur die klassischen Vertreter einer Essstörung zu nennen – sie alle bergen die gleiche Gefahr: ein Abgleiten von harmlosen Abnehmen in zwanghaftes Essverhalten mit Suchtcharakter.
Die Sozialpädagoginnen Katrin Venzl und Alicija Florko-Broschakvon der Fachambulanz für Suchtkranke in Weiden haben sich einen Vormittag Zeit genommen, um die Wahrnehmung der Schüler in der 8. Jahrgangsstufe für auffälliges Essverhalten und für die entsprechenden Erscheinungsbilder zu schärfen. Überrascht waren die Gymnasiasten von den vorgestellten Beispielen und Zahlen: rund fünf Millionen Frauen und Männer in Deutschland leiden unter einer Essstörung. Mehr als 20 Prozent der Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren haben bereits ein gestörtes Essverhalten, der Vorstufe von Essstörungen. Bislang gelten Magersucht und Bulimie als vorwiegend weibliche Krankheit. Doch auch hier sei ein Wandel eingetreten, so die Referentinnen. So schätzen Experten, dass mittlerweile jeder zehnte Essgestörte in der Risikogruppe der zehn- bis 25-Jährigen männlich sei.
Schönheitsideale erzeugen sozialen Druck
Die Referentinnen betonten, dass die Ursachen für Essstörungen vielfältig und komplex seien. Grundsätzlich seien sie jedoch Ausdruck seelischer Konflikte, ausgelöst durch verschiedene Faktoren wie Schönheitsideale in Werbung und Medien, das Elternhaus oder Gleichaltrige, so Frau Venzl. Der soziale Druck, dünn sein zu müssen, sei groß, übergewichtige Mädchen bzw. Frauen leiden unter diesem gesellschaftlichen Druck besonders. Ebenso werden Erfolg, Karriere, Schönheit immer in Verbindung mit „Schlank-Sein“ gesehen, ein Teufelskreis, der oft in die Sackgasse „Essstörung“ führe. Wie früh dieser Druck bei Jugendlichen entsteht, belegen Statistiken: ein Drittel der Jungen und Mädchen zwischen neun und 13 Jahren hat schon die ersten Abnehmversuche hinter sich.
In einer anschließenden Gruppendiskussion wurden die Übergänge von normalem zu gestörtem Essverhalten zur Sprache gebracht. Ebenso konnten die Unterschiede von Diäten, Essstörungen oder alternativen Essgewohnheiten wie vegetarische bzw. auch vegane Ernährung klargemacht werden.
Diese Information, organisiert vom Betreuer der Mittelstufe, Werner Dobmeier, sollte den Schülerinnen und Schülern ein positives Körperbewusstsein vermitteln und den durch die Medien aufgebauten Druck mindern. Bei Problemen verwiesen die Referentinnen auf die Beratungsstellen, die den Jugendlichen vielfältig helfen können.
Schulleiter Dr. Thielsen freute sich sehr über die gelungene Veranstaltung und dankte allen Mitwirkenden für ihr Engagement zur Wahrnehmung des gymnasialen Bildungsauftrages. Es werde künftig immer wichtiger, über den Fachunterricht hinausweisende Beiträge zur Entwicklung der jungen Leute in das schulische Leben zu integrieren.