Schüleraustausch mit der slowakischen Republik – zehn Schüler unserer Q-11 in Bratislava
Wohlbehalten sind zehn Schüler unserer elften Klasse am Samstag, dem 24. September 2016, nach einem neuntägigen Aufenthalt in Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, in ihre Heimat zurückgekehrt. Herr Dr. Jan Mayer, der Koordinator dieses Austausches am Gymnasium Jura Hronca, hatte auch dieses Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, so dass sich den Gästen aus der Oberpfalz ein authentisches und facettenreiches Bild der Slowakei und ihrer Hauptstadt bot. Von Seiten des Gymnasiums Eschenbach wurde diese Begegnung von Bianca Regner-Hofmann und Martin Weinzierl betreut.
Die Gegend südwestlich der Kleinen Karpaten ist ein Weinanbaugebiet mit einer Tradition, die bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Die im Weinmuseum von Pezinok ausgestellten, teilweise sehr großen Weinpressen machen selbst in modernen Zeiten die wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus für diese Region und das technische Know-how der Handwerker und Ingenieure sinnfällig. Unsere Schüler erkundeten dieses Museum mit ihren Austauschpartnern weitgehend selbstständig.
Tiefen Eindruck hinterließ bei uns die Burg Rotenstein, die im 16. Jahrhundert von der Augsburger Familie Fugger zu einer Festung im Stil der Renaissance ausgebaut worden war. Die gewaltigen Kellergewölbe vermittelten eine Vorstellung davon, welch ungeheure Mengen an Kupfer und Zinn nach dem Abbau in den Bergwerken dort für den Weiterverkauf zwischengelagert wurden. Heute ist die Burg ein Museum für historische Möbel. Die diffizil ausgeführten und teilweise sehr seltenen Ausstellungsobjekte beanspruchten die ganze Aufmerksamkeit unserer Schüler.
Neu war bei diesem Schüleraustausch eine Besichtigung der Innenstadt von Wien, des Kahlenbergs mit der Josefskirche und des Würstelpraters. Im Stadtzentrum beeindruckte uns vor allem der Stephansdom. Überraschend war, dass die berühmteste Glocke dieser Kathedrale von einem Oberpfälzer geweiht wurde: Franz Ferdinand Freiherr von Rummel, ein gebürtiger Weidener, war von 1706 bis 1716 Fürsterzbischof der Diözese Wien. In dieser Funktion übergab er 1711 die Pummerin ihrem Dienst. Es kann nur als unglückliche Fügung betrachtet werden, dass diese ehrwürdige Glocke mit ihrem erhabenen und vollen Klang während der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges bei einem Stadtbrand vom Turm fiel und zerschellte. Die berühmten Wiener Museen - Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum, Albertina - schlugen die Schüler in ihren Bann.
Die malerisch gelegenen Anhöhen des Kahlenbergs, die Wien im Norden säumen, waren einst Schauplatz dramatischer Kriegsereignisse: Östlich davon stürmte während der Türkenbelagerung von 1683 ein kaiserliches Entsatzheer unter dem polnischen König Jan Sobiesky in die Ebene hinunter und brachte das Heer der Osmanen, die Wien eingeschlossen hatten, in solche Bedrängnis, dass es flüchtete und sich dabei total zerstreute. Heute ist diese Landschaft von Terrassen und Weinbergen durchzogen, die seit Jahrzehnten Besucher zur Entspannung und Erholung einladen. Auf unserer Wanderung zum Bahnhof Heiligenstadt erinnerten wir uns an Ludwig van Beethoven, der 1802 aus Verzweiflung über seine Schwerhörigkeit sein Heiligenstädter Testament verfasste.
Eine Attraktion im Würstelprater ist nicht nur das allseits bekannte Riesenrad von den Ingenieuren W. Basset Basset und H. Hitchins aus den Jahren 1896-1897. Höchst bemerkenswert ist ebenso die von Erwin Lipburger (1928- 2015) ausgerufene Republik Kugelmugel. Lipburger, der in der Gestalt der Kugel die vollkommene Harmonie sah, hatte einst die Erlaubnis erhalten, im Randbereich des Vergnügungsparkes ein Kugelhaus aufzustellen. Als ihm die Stadt für dieses Gebäude keinen Wasser- und Stromanschluss genehmigte, wertete er dies als „feindlichen Akt“. Damit er sich fortan keinerlei Gesetzgebung mehr unterwerfen müsse, umgab er dieses Grundstück von ca. 100 Quadratmetern mit Stacheldraht und erklärte es zum Staatsgebiet. Die Prozesse, die in der Folge der Zeit von beiden Seiten geführt wurden, zeitigten kein Ergebnis. Mittlerweile stört das Kugelhaus niemanden mehr. Die Betrachtung dieses Kuriosums war für uns ebenso unterhaltsam wie die vielen Fahrgeschäfte auf dem Prater, die im Unterschied zu gewöhnlichen Volksfesten ganzjährig betrieben werden.
Zum Abschluss des Programms besichtigten wir das slowakische Nationaltheater in Bratislava. Im Rahmen einer Führung auf Englisch erhielten wir einen Eindruck von der komplizierten Bühnentechnik dieses Hauses und den vielfältigen Schwierigkeiten, die mit dem Spielbetrieb trotz bester Vorbereitung einhergehen. Ebenso ist dieses Theater ein Zeugnis für die dramatische finanzielle Lage, in die die Stadt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs geraten war. Das gewaltige Ensemble an Gebäuden und Bühnen war zwar begonnen, aber nicht fertiggestellt worden. Nach 1990 geriet der Bau längere Zeit ins Stocken, so dass man eine Fremdnutzung, ja sogar einen Abriss erwog. Erst 2007 konnte der Spielbetrieb aufgenommen werden. Die dortigen Aufführungen haben heute ein Niveau erreicht, dass dieses Haus viele Musikfreunde aus Wien anlockt.
Mit Tränen in den Augen versprachen viele Schüler bei der Abfahrt am Bahnhof ihren Austauschpartnern ein Wiedersehen. Auch den Betreuern fiel der Abschied dieses Mal besonders schwer. Der Schüleraustausch mit dem Gymnasium Eschenbach ist der einzige, den das Jura Hronca Gymnasium unterhält. Dass diese Begegnung in unserer slowakischen Partnerschule auf das Äußerste geschätzt wird, zeigt die Tatsache, dass sich dort nach dem Ausfall der ursprünglich vorgesehenen Betreuerinnen fast alle Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Deutsch bereit erklärt haben, sich abzuwechseln und den Schüleraustausch jeweils für einen Tag zu betreuen. Dafür gebührt unseren geschätzten Kolleginnen und Kollegen aus der slowakischen Republik ein ganz besonderer Dank.
Do videnia - auf Wiedersehen !