«En visite chez des amis»

 

Am frühen Abend des 31. März war es nach zwei Jahren wieder so weit: 33 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen des Gymnasiums Eschenbach starteten in Begleitung von Frau Zaus und Herrn Arzberger zum Schüleraustausch nach Nérac.

An die 1500 km und 19 Stunden Fahrt lagen vor ihnen, die nach einer ersten Pause in Hohenlohe weiter westwärts ins Abendrot und in die hereinbrechende Nacht führten. Wer nach einer weiteren Pause im Rheintal noch wachgeblieben war, konnte die ersten Eindrücke von Frankreich vorerst nur in Gestalt der im Scheinwerferlicht des Busses auftauchenden Autobahnschilder wahrnehmen: Mulhouse – Belfort – Besançon... Auch Burgund zog im Dunkeln an uns vorüber. Nachdem wir uns, nach vorübergehendem Südkurs, etwas nördlich von Lyon wieder in westliche Richtung orientiert hatten, zeichneten sich die Vulkankegel des Zentralmassivs zusehends deutlicher aus der Dämmerung ab und eine Frühstückspause mitten im Land der Vulkane bot Gelegenheit, nach den ersten landschaftlichen mit einem „grand crème“, einem „chocolatchaud“, einem Croissant oder einem „pain au chocolat“ auch erste kulinarische Eindrücke zu sammeln. Die Landkarte auf der Schautafel vor der Autobahnraststätte zeigte an, dass unser Ziel nicht mehr allzu fern lag. Nur wenige Hundert Kilometer noch... Der Abstieg aus dem Zentralmassiv führte in Richtung Süden ins Tal der Garonne, deren Lauf wir bis 20 km vor unserem Ziel folgen konnten. Die weißen Schlehenbüsche, der gelbe Ginster und die zumBlühen ansetzenden Obstbaumplantagen ließen ahnen, dass die Vegetation hier schon weiter war als in der Oberpfalz. Der Südwesten empfing uns diesmal freilich – wenig südlich - miteinem Wechsel aus Sonnenschein und kurzen, aber heftigen Regenschauern: „les giboulées de mars“ – das Aprilwetter findet hierzulande schon im März statt.

Gegen ein Uhr rollte der Bus auf den Parkplatz unserer Partnerschule, der diesmal – für einen Samstag untypisch – proppenvoll war. Das Lycée George Sand und das Collège Henri de Navarre feierten ihren „Tag der offenen Tür“, der in den Mittagsstunden gerade zu Ende ging, und im benachbarten Stadion fand zu allem Überfluss auch noch ein Rugbyspiel statt. Es galt also schnell auszusteigen und das Gepäck von der Straße zu bekommen, damit der Bus zumindest nicht allzu lange díe Durchfahrt versperrte. Allerdings warteten die meisten der französischen Austauschschüler mit ihren Eltern bereits ungeduldig darauf, ihre deutschen Gäste in Empfang zu nehmen, so dass die Verteilung auf die Gastfamilien recht schnell vor sich ging. Und wer ein wenig länger warten musste, fand in einem Bushäuschen Unterschlupf vor den Wetterkapriolen. Nach 20 Minuten waren aber alle untergebracht und starteten in ein Wochenende, an dem sie ihre Gastfamilie kennen lernen, mit ihr Nérac und seine Umgebung erkunden konnten.

Am Montagmorgen trafen sich alle im Schulhof wieder und tauschten ihre Erfahrungen vom Wochenende aus, anschließend wurden sie von der Schulleitung offiziell begrüßt und zu einem französischen Frühstück eingeladen. Eine erste Teilnahme am Unterricht des Collège Henri de Navarre schloss den Vormittag ab. Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Schulkantine ging es zur „Rallye Renaissance“ in die Altstadt, wo es eine Reihe von Fragen und Aufgaben zum Nérac des 16. Jahrhunderts und zum Namenspatron der Schule, Heinrich von Navarra, abzuarbeiten galt.

Am Dienstag besichtigten wir die beeindruckende Burganlage von Montaguil und das malerische, auf einem Hochplateau gelegene Dorf Montjoi.

Am Mittwoch ging es zusammen mit den französischen Austauschpartnern nach Bordeaux, wo uns eine Führung einen Eindruck von der umfassenden Renovierung der Altstadt der Metropole an der Garonne vermittelte. Den Nachmittag nutzten die Schüler zu einem Einkaufsbummel in der Rue Sainte-Catherine.

Der Donnerstag war einem Besuch im nur ca. 20 km von Nérac entfernten Agen vorbehalten, wo wir eine Kunstausstellung in einer ehemaligen, spätromanischen Kirche besuchten. Der Raum, dessen ursprünglicher sakraler Charakter durchaus noch zu spüren ist, verlieh den ausgestellten Werken mit seinen vielfarbigen Fenstern einen ganz besonderen Rahmen. Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone statteten wir dem traditionsreichen örtlichen Rugbyclub SUA Agen einen Besuch ab. Der derzeit zweitklassige mehrfache französische Meister hat gute Chancen, in diesem Jahr wieder in die erste Liga aufzusteigen. Ein Mitarbeiter des Vereins vermittelte uns einen Eindruck vom südwestfranzösischen „Nationalsport“ und führte uns durch das Stadion und die Einrichtungen des Klubs. Zwei Spieler der Profimannschaft fanden sich zu einer Autogrammstunde ein, ließen sich bereitwillig mit den Schülern fotografieren und beantworteten deren Fragen. Zum Abschluss durften sich die Eschenbacher unter der Anleitung zweier Jugendtrainer am Passspiel mit dem „Rugby-Ei“ versuchen.

Am Donnerstagabend stand die schon traditionelle „soirée franco-allemande“ auf dem Programm. Nach einem gemeinsamen Essen in der Schulkantine und der Preisverleihung für die Stadtrallye durfte getanzt werden.

Am Freitag war zunächst noch einmal Unterricht angesagt, ehe die Schüler in Form eines Quizspiels das Schloss von Nérac und die Geschichte seiner Bewohner, insbesondere Heinrichs von Navarra und seiner Vorfahren erkundeten. Am Nachmittag begrüßte der Bürgermeister von Nérac die deutsche Gruppe im Rathaus. Und dann war es auch fast schon Zeit, die Koffer in den Bus einzuladen. Nach einem herzlichen und für viele auch schweren Abschied machten wir uns mit einer Fülle neuer Eindrücke und der Vorfreude auf ein Wiedersehen im Mai in Eschenbach auf den Heimweg. Wir hoffen, dass sich unsere französischen Freunde in Eschenbach genauso wohl fühlen werden wie wir uns in Nérac.

Au revoir et à bientôt!​