Schüler unseres Gymnasiums in Bratislava
Elf Schüler unseres Gymnasiums reisten im Rahmen des Schüleraustausches mit der Slowakischen Republik dieses Jahr vom 15.09.17-23.09.17 nach Bratislava.
Organisiert und begleitet wurde diese Begegnung von Benjamin Frankl und Martin Weinzierl.
Auch wenn sich die ungünstigen Wettervorhersagen für den Anfang der Woche als wahr erwiesen haben, ließen wir uns von dem einsetzenden Regen nicht davon abbringen, von Beginn an unser Programm vollständig zu absolvieren.
Die historische Altstadt von Bratislava hat bei unseren Schülern einen großen Eindruck hinterlassen. Wir bestaunten u. a. den prächtigen Bau des Martinsdoms, dessen außergewöhnliche Schönheit dadurch zu erklären ist, dass in dieser Kirche über Jahrhunderte hinweg Herrscher aus dem Hause Habsburg zu Königen von Ungarn gekrönt worden sind. Beeindruckt waren wir außerdem von der Eleganz des Grasalkovičov palác (Palais Grassalkovich) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das heute Sitz des Präsidenten der Slowakischen Republik ist. Der zu diesem Anwesen gehörige Park erregte unser besonderes Interesse, weil Staatsgästen, die vom Präsidenten empfangen werden, die Ehre gewährt wird, darin einen Baum zu pflanzen. Die Besichtigung der Burg von Bratislava umfasste dieses Mal auch den gelungen rekonstruierten Barockgarten, an welchen ein Bau aus der Zeit des Rokoko grenzt. In ihm begründete Albert von Sachsen-Teschen (1738-1822) als Statthalter von Ungarn eine Kunstsammlung, die er im Laufe der Zeit beträchtlich erweiterte und die nach ihrer Verlegung nach Wien als „Albertina“ zu Weltruhm gelangte.
Weil unsere Gastgeber der Meinung waren, dass die Slowakei nur derjenige kennen lernen kann, der die Bergregionen dieses Landes und das Siedlungsgebiet der Zipser gesehen hat, ließen wir uns von ihnen zu einer zweitägigen Reise durch die Mittel- und Ostslowakei einladen. Beim Gang durch die kleine Gemeinde Špania Dolina (Herrengrund), die nur auf einer von Wäldern gesäumten Bergstraße zu erreichen ist, erklärte uns Herr Fischer, ein Touristenführer, der aus Amberg stammt und seit Jahrzehnten in der Slowakei lebt, dass an diesem Ort ca. 3500 Jahre lang Kupfer abgebaut worden ist. (1888 wurden die Stollen wegen mangelnder Rentabilität endgültig geschlossen.) Zu unserem großen Erstaunen konnten wir hören, dass Kupfer aus diesen Minen im Troja des 9. Jahrhunderts v. Chr. Verwendung fand, wie archäologische Funde in der Türkei belegen. Außerdem wurden Kupferbarren aus Špania Dolina in etlichen Schiffen gefunden, die zu Beginn der Neuzeit in der Straße von Madagaskar gesunken sind. Dies lässt auf rege Handelsbeziehungen nach Afrika schließen, auch wenn diese nicht unmittelbar gewesen sind.
Besonders bei der Besichtigung der Zipser Burg hat sich gezeigt, welch alte Kulturlandschaft die Slowakei ist. Ihre älteste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1249. Ursprünglich diente sie der Absicherung der Nordgrenze des ungarischen Königreiches, gelangte aber später in die Hände von Geschlechtern unterschiedlicher Herkunft. Vor allem wegen der romanischen Doppelbogenfenster in einem Palas wurde diese Anlage, deren Ausmaße auch den heutigen Betrachter noch in Staunen versetzen, im Jahre 1993 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Eindrucksvoll ist die Burgkapelle aus dem 15. Jahrhundert, die der Hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) geweiht ist, welche aus einem ungarischen Adelsgeschlecht stammt.
Im Rahmen einer Führung durch das Militärmuseum in Banská Bystrica wurde uns ausführlich die wechselvolle Geschichte der Slowakei während des Zweiten Weltkriegs erklärt. Die slowakische Armee, die zunächst zu den Verbündeten Adolf Hitlers zählte, erhob sich 1944 zu einem großen Teil gegen das nationalsozialistische Herrschaftssystem, als sich die totale Niederlage der deutschen Truppen im Russlandfeldzug abzeichnete. Auch wenn dieser Aufstand nach dem Fall von Banská Bystrica, seinem Mittelpunkt, zusammenbrach und nur noch in Form eines Partisanenkampfes weitergeführt werden konnte, ist er noch heute für das Selbstverständnis der slowakischen Bevölkerung von großer Bedeutung. Die unheilvolle Realität militärischer Auseinandersetzungen wurde uns in diesem Museum beim Betrachten der Utensilien für Amputationen überaus deutlich.
Den Abschluss unseres Programms bildete der Besuch der Uluv-Werkstätten in Bratislava, die sich dem Erhalt der slowakischen Volkskunst widmen. Unsere Schüler hatten dabei beispielsweise die Gelegenheit, die beliebten Maispuppen zu basteln.
Wie schon so oft, haben wir bei diesem Schüleraustausch sehr viel Interessantes gesehen und gehört. Allerdings wäre unsere Darstellung nicht vollständig, wenn wir nicht betonen würden, mit welcher Herzlichkeit, Offenheit und Großzügigkeit wir von unseren Gastgebern aufgenommen worden sind. Besondere Anerkennung verdient dabei der Einsatz unserer jungen Kollegin Veronika Sadloňová, die trotz eines Autounfalls am Tag unserer Ankunft den ganzen Austausch begleitete. Unser Dank gilt auch der Direktorin des Jura Hronca Gymnasiums, Frau Mgr. Renáta Karacsonyová, die es sich nicht hat nehmen lassen, ihre Gäste aus Eschenbach persönlich zu begrüßen, obwohl die Feiern zur Einweihung der neuen Sportanlagen ihrer Schule unmittelbar bevorstanden.
Auf eine Schülerbegegnung, die geistig derartig anregend ist und die von so viel Freundschaft getragen ist, können wir stolz sein. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.
M. Weinzierl