Den Euro gerettet, die Probleme aber nicht gelöst!

Zu einem interessanten und sehr kurzweiligen Vortrag trafen sich die Schülerinnen und Schüler der Q12 in der Aula des Gymnasiums mit Professor Mann aus München, der auf Einladung von Herrn OStD Dr. Thielsen und der Fachschaft Wirtschaft/Recht nach Eschenbach kam. Es handelte sich dabei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Otto-Hahn-Gymnasium Marktredwitz und dem Gymnasium Eschenbach, das allein durch die großzügige Förderung der Hanns-Seidel-Stiftung möglich wurde.

Der Professor für Volkswirtschaftslehre und Studienleiter Bachelor an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) erklärte in seinem 90-minütigen Vortrag zunächst die Hintergründe, warum es im Euroraum überhaupt zur Schulden- bzw. Eurokrise kam, und zeigte sich gegenüber der von der Politik als alternativlos vertretenen Euro-Rettung ab 2010 sehr kritisch. In einer abschließenden Fragestunde stand er den zahlreichen Fragen und Anmerkungen der angehenden Abiturienten sehr aufgeschlossen und offen gegenüber. Unter den Zuhörern fand sich mit StD Bernhard Miedl auch ein interessierter Vertreter der Wirtschaftsschule.

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Laut Prof. Mann sei der entscheidende Konstruktionsfehler bereits Ende der 90er Jahre gemacht worden, als man zu vielen schwachen Ländern die Einführung einer gemeinsamen Währung genehmigte. Dadurch war es den wirtschaftlich schwächeren Ländern nämlich nicht mehr möglich, durch eine Abwertung ihrer eigenen Währung ihre Wettbewerbsfähigkeit durch eine künstliche Verbilligung der Exporte bzw. Verteuerung der Importe zu erhalten. Folglich sah der Referent - wie viele andere Experten auch - die Gefahr auf den Euroraum zukommen, dass es nach einer Gründung einer Währungsunion zwischen unterschiedlich wettbewerbsfähigen Ländern langfristig nur zwei realistische Möglichkeiten gibt: entweder bricht eine solche Gemeinschaft wegen der divergierenden Fiskalpolitik früher oder später auseinander oder sie wird zur Transferunion, in der die wirtschaftlich stärkeren Staaten für die schwächeren Länder aufkommen. Das Dilemma zwischen Scheitern oder einem Transfer war laut Professor Mann somit absehbar. Dass im Zuge der Schuldenkrise Griechenlands und anderer Staaten Südeuropas Geld plötzlich keine Rolle spielte und schnell bereitstand, wurde damals gerne so begründet, dass durch den Erhalt der Eurozone „um jeden Preis“ Deutschland nach außen wettbewerbsfähiger und stärker werde. Doch laut Mann trifft das genaue Gegenteil zu: „Wenn es leichter ist, Wohlstand durch Transfer als durch eigene Leistung zu erhalten, dann sinkt die Leistungsbereitschaft insgesamt. Eine Staatengemeinschaft wird nur dann nach außen erfolgreich auf den Weltmärkten agieren können, wenn sie im Inneren auf Wettbewerb setzt.“ Die sauberste Lösung wäre für ihn ein radikaler Schnitt gewesen, der beispielsweise den Austritt Griechenlands zur Folge gehabt hätte. Der damit verbundenen Gefahr, dass dann möglicherweise weitere Schuldenstaaten die Eurozone verlassen hätten und die Zukunft des Euro aufs Spiel gesetzt hätten, wollte man jedoch lieber aus dem Wege gehen: Euro gerettet, Problem aber nicht gelöst! Ein solches braut sich übrigens derzeit in Italien zusammen, wo europakritische Parteien auf dem Vormarsch sind. Sollten diese bei den anstehenden Wahlen gewinnen, wäre laut Prof. Mann wohl das nächste Transfergeschenk – diesmal an Italien - nötig.

Schulleiter Dr. Thielsen dankte dem Referenten für sein äußerst instruktives und anregendes Referat und überreichte ein kleines Erinnerungsgeschenk an das Gymnasium Eschenbach sowie eine Wegzehrung für den Rückweg nach München.

(W.S.)