Vom 26. April bis 4. Mai 2013 waren 16 Schüler des Jura Hronca Gymnasiums aus Bratislava in Begleitung ihres Deutschlehrers Dr. J. Mayer an unserem Gymnasium zu Gast. Organisiert und durchgeführt wurde dieser Schüleraustausch von Hans Schmid sowie von Katharina Meier und Martin Weinzierl.
Dem politischen Charakter dieser Begegnung wurde zunächst mit dem Besuch des deutsch-deutschen Museums Mödlareuth entsprochen.
In diesem Dorf, das teils zu Bayern, teils zu Thüringen gehört, verlief bis 1990 die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland in Form einer Mauer, die teilweise noch erhalten ist. Diese trennte – wie in Berlin – nicht nur die Beziehungen unter Verwandten, sondern auch alles, was innerhalb von Jahrhunderten an gemeinschaftlichen Lebensgewohnheiten und -formen entstanden war.
(Freilichtmuseum Mödlareuth)
Mit Staunen nahmen wir wahr, mit welch gewaltigem Aufwand seitens der Deutschen Demokratischen Republik die gesamte Grenze nach Westdeutschland hin gesichert wurde: Der Erhalt und die Weiterentwicklung dieser Anlagen waren im Staatshaushalt fortwährend der zweitgrößte Posten.
Beklemmend waren die Eindrücke, die wir beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg erhielten. Dort sind die vielfältigen Ideen, Menschen zu quälen, und die hohe Zahl an Opfern überaus traurige Belege menschlichen Erfindergeistes. Die Tatsache jedoch, dass nach der Auflösung des Lagers in der Nähe des sog. Tals des Todes eine Kirche errichtet worden ist, stellt ein Zeugnis für die Bemühungen dar, auch diesen dunklen Teil deutscher Geschichte zu verarbeiten. Eine Ausstellung, die dem Schicksal einzelner Häftlinge gewidmet ist, unterstreicht den Willen, Würde und Wert menschlichen Lebens künftig besonders dann zu schützen, wenn sie gefährdet sind.
Erlebnisse anderer Art boten uns die Besichtigung der Stadt Regensburg, der Befreiungshalle in Kelheim und des Klosters Weltenburg. Die Stadt Regensburg ist eine römische Gründung. Ihr mittelalterlicher Kern ist aus dem mit einer Mauer befestigten Lager der dritten italischen Legion herausgewachsen, dessen Nordtor, die Porta Prätoria, in weiten Teilen noch erhalten ist. Der Torbogen aus massiven Quadersteinen und der flankierende Torturm sind großartige Beispiele für römische Baukunst nördlich der Alpen.
(Porta Prätoria, Regensburg)
Besichtigt wurden in Regensburg außerdem die berühmte Steinerne Brücke und der Dom St. Peter. Der Besuch der von den Gebrüdern Asam in den Jahren 1716-1739 erbauten und ausgestatteten Klosterkirche in Weltenburg ist immer ein ganz besonderes Erlebnis, besonders wenn sich daran, wie in unserem Fall, eine Schifffahrt durch die wild-romantische Landschaft des Donaudurchbruchs anschließt.
(Klosterkirche Weltenburg, Portal)
Einen nachhaltigen Eindruck vom kulturellen Reichtum der nördlichen Oberpfalz hinterließ bei unseren Gästen das Kloster Speinshart, dessen Geschichte und Besonderheiten ihnen Frater Lukas Prosch im Rahmen einer Führung eindrucksvoll nahe brachte.
(Kloster Speinshart, Kreuzgang)
Aber was wäre eine solch weite Reise wert, wenn sich dabei die Menschen nicht näher kämen? War die erste Begegnung unserer Schüler bei der Begrüßung unserer Gäste in Eschenbach noch etwas zurückhaltend, so lockerte sich das Verhältnis binnen kurzem. Ihre zahlreichen Treffen außerhalb des Besichtigungsprogramms, der stimmungsvolle gemeinsame Abend mit den Eltern in der Aula unseres Gymnasiums und besonders der Abschied vor der Rückfahrt in die Slowakei, bei dem mancher Schüler zu Tränen gerührt war, zeigen sehr deutlich, dass Europa nicht nur auf gemeinsamen Interessen oder politischen Überzeugungen beruht, sondern auf der Bereitschaft, einander wirklich kennen zu lernen und anzunehmen.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im September!
Allen Spendern, die dieses Austauschprogramm so großzügig unterstützen, gilt unser Dank.