Sozialpraktikum 2015

Vom aus Welluck stammenden katholischen Theologen Johann Baptist Metz stammt die Überzeugung, dass es kein Leid gebe, das Christen nichts angehe.

Er, der als einer der ersten im deutschen Sprachraum die Idee der „Compassion“ (des Mitleidens im eigentlichen Sinne) implementiert hat, hält es für die Nagelprobe unseres Glaubens: Als Gläubige „jenseits der bürgerlichen Religion“ (ein Buchtitel Metz') wahrnehmbar zu sein als diejenigen, die Mitmenschen in existentiellen Ausnahmesituationen nahe sind.

Erstaunlich, mit wie viel Einfühlungsvermögen, Taktgefühl und Ernsthaftigkeit  die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe nach anfänglicher, verständlicher Zurückhaltung angesichts der ungewohnten Herausforderungen vor Ort dieses „Compassion“-Projekt mit Leben erfüllten. Sie leisteten ihren zweieinhalbtägigen Dienst in Alten-, Kranken- und Behinderteneinrichtungen mit Freude, sodass das Echo bei den Betreuungskräften über die Teilnehmer sehr positiv ausfiel.

Seit dem Schuljahr 2002/03 greift hier inzwischen ein Rädchen in das andere; dem ehemaligen Schüler des Gymnasiums Eschenbach und jetzigem Allgemeinarzt Dr. Frank Schröder sei für seine unentgeltliche Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz (InfSchG) ebenso herzlich gedankt wie allen am Sozialpraktikum beteiligten Altenheimen und Krankenhäusern sowie der Regens-Wagner-Stiftung Michelfeld für die immer freundliche Aufnahme unserer Neuntklässler.

Neben der religiösen Erfahrung bei dieser Praxis der „caritas“, der Nächstenliebe, wird auch bewusst und erlebbar gemacht, wovon eine Gesellschaft lebt – von der Solidarität mit den Schwachen unter uns und von der Verteidigung des Wertes und der Würde menschlichen Lebens jenseits aller ökonomischen Verwertbarkeitsforderungen.

Markus Brandl