Schüler des Gymnasiums Jura Hronca aus Bratislava in Eschenbach

Vom 29.04.17 bis zum 07.05.17 waren im Rahmen des Schüleraustausches mit der Slowakischen Republik vierzehn Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Jura Hronca aus Bratislava zu Gast in Eschenbach.

Auf slowakischer Seite wurde dieser Austausch von Frau Anna Jozova und von Frau Veronika Sadlonova betreut, auf deutscher Seite von Frau Bianca Regner-Hofmann und von Herrn Martin Weinzierl.

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Musste auch die für den 28.05.17 angekündigte Ankunft wegen eines technischen Problems an einem Reisebus um einen Tag verschoben werden, so fiel die über Wochen sehnlichst erwartete Ankunft der Gäste umso herzlicher aus. Es stand ein Wochenende vor der Tür, das wegen des schulfreien Montags besonders lang dauerte und in ausreichendem Maße Gelegenheit bot, einander kennen zu lernen.

Das offizielle Programm begann am Dienstag mit der Begrüßung der Gäste an unserem Gymnasium. Oberstudiendirektor Dr. Knut Thielsen betonte angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in seiner Ansprache, dass ein funktionsfähiges und lebendiges Europa keine Selbstverständlichkeit mehr darstelle. Gerade in Zeiten zentrifugaler Bestrebungen einzelner Länder sei es erforderlich, sich auf den Erhalt einer gemeinsamen europäischen Identität zu konzentrieren. Bei einer ersten Besichtigung des Schulhauses schwärmten die Gäste von unserer wohlsortierten und gemütlich eingerichteten Schülerbibliothek.

Sehr beklemmend, teilweise sogar schockierend war für etliche Schüler die Besichtigung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Die Schicksale von grausam malträtierten und häufig kaltblütig ermordeten Häftlingen berührten die Schüler sehr. Besonders deutlich erkannten sie das Ausmaß der Gewalt, als sie die Überreste der Leichenverbrennungsanlage zu Gesicht bekamen.

Die Führung durch die Kirche des Prämonstratenserklosters Speinshart von Pater Benedikt Schuster war auch dieses Mal wieder ganz besonders interessant. Pater Benedikt erläuterte beispielsweise die Gründungslegende des Klosters an Hand eines Deckengemäldes und erklärte unter Bezugnahme auf die geologische Beschaffenheit des umliegenden Areals, dass man bei Überlieferungen dieser Art grundsätzlich mit einem wahren Kern rechnen müsse. Der Augustiner-Chorherr legte außerdem seinen jungen Zuhörern ans Herz, in Zeiten großer Flüchtlingsströme die Vorbehalte gegenüber notleidenden Menschen abzulegen und sich nicht von Egoismen und Klischeevorstellungen in die Irre führen zu lassen. Auf Nachfrage eines Schülers erläuterte er gerne die mittlerweile historische Verehrung der Fünf Wunden Christi. 

Der Bürgermeister der Stadt Eschenbach, Peter Lehr, stellte beim Empfang im Rathaus den Schülern die Geschichte der Stadt Eschenbach und ihre aktuelle wirtschaftliche Situation dar. Aufmerksam lauschten wir den kenntnisreichen Ausführungen unseres Bürgermeisters über die Glasfenster des Sitzungssaales.

Mit Sicherheit gehörte der Bunte Abend, zu dem auch die Gasteltern mit ihren Familien eingeladen waren, zu den herausragenden Ereignissen dieses Austausches. Großen Applaus erntete die spontan gebildete Gesangsgruppe aus slowakischen Schülern, die ihren Zuhörern drei Lieder aus ihrer Heimat vortrugen: „Na kráľovej holi“, „Dínom dánom“ und „Prší, prší“.

Bei der Besichtigung von Regensburg und Umgebung beeindruckte uns neben der Steinernen Brücke und dem Dom vor allem die Walhalla. Nach einer Schifffahrt auf der Donau erklommen wir bei strahlendem Sonnenschein vom Ufer aus die Anhöhen, auf denen dieses majestätische Bauwerk thront. Nach dem Willen ihres Erbauers, König Ludwig I. von Bayern, sollte die Erhabenheit dieses Tempels ein Sinnbild für die Größe der deutschen Lande sein, für die die Niederlagen in den napoleonischen Kriegen und der Untergang des Altes Reichs schmerzhafte  Demütigungen darstellten. Die Besichtigung der Altstadt von Nürnberg, die in Form einer Stadtrallye durchgeführt wurde, bildete den Abschluss des kulturellen Programms.   

Zweifellos ist die Durchführung eines Schüleraustausches immer mit einem hohen Aufwand und mit einem gewissen organisatorischen Risiko verbunden. Doch erscheinen alle Schwierigkeiten und Mühen klein gegenüber den Möglichkeiten und Perspektiven, die internationale Begegnungen eröffnen. Ein ehemaliger Schüler unseres Gymnasiums und nun Mitarbeiter der Raiffeisenbank Eschenbach,  Herr Alexander Scheck, der vor vielen Jahren selbst an diesem Austausch teilgenommen hatte, wurde bei seiner Führung durch das Geldinstitut nicht müde, zu betonen, wie gern er sich an seinen Aufenthalt in der Slowakei erinnert und wie nachhaltig die Eindrücke sind, die er dabei gewonnen hat. Herr Regierungsdirektor Dr. Alfred Scheidler betonte im Rahmen eines Empfangs im Landratsamt Neustadt/WN, dass die Zukunft Europas nicht in erster Linie von der großen Politik abhängig ist, sondern von der persönlichen Begegnung junger Menschen, die einander in familiärer Umgebung und freundschaftlicher Atmosphäre nahe kommen.

Letzteres ist uns sicher gelungen. Wir freuen uns auf  ein Wiedersehen im September!

M. Weinzierl